Kommentar

Wenn ein Flüchtling das Land jubeln lässt

Auf und neben dem Platz

Heute Abend ist es so weit. In wenigen Stunden bietet sich für unser Nationalteam auswärts gegen Schweden der erste Matchball um das heiß begehrte Ticket für die Endrunde 2016. Zwar würde auch ein Punkt aus den letzten drei Spielen reichen, jedoch möchten sich unsere Kicker die Chance nicht entgehen lassen, gerade in Stockholm die Qualifikation zu fixieren. Zu süß ist der Geschmack einer gelungenen Revanche, wurden doch gerade in der Friends-Arena vor nicht allzu langer Zeit die Träume für eine WM-Teilnahme in Brasilien in letzter Sekunde zerstört. Jedoch wären wir damals wie heute ohne bestimmte Spieler wahrscheinlich nie soweit gekommen…

„Das war brutal“

Abseits vom Fußballplatz setze das Nationalteam zuletzt ein wichtiges Zeichen. Seit Monaten flüchten von Schicksalsschlägen gezeichnete Kriegsopfer aus weit entfernten Regionen gen Westen, unter anderem nach Österreich. Die Leiden, die diese Menschen durchgemacht haben, sind für uns unvorstellbar. Ein guter Teil dieser Flüchtlingsströme besteht aus Familien, die ihr gesamtes Hab und Gut, sowie oftmals Familienangehörige und Freunde zurücklassen mussten, um über tausende Kilometer in eine ungewisse Zukunft zu marschieren – und das alles aus Angst, in ihrer Heimat ermordet zu werden. 

Unser Mittelfeldmotor Zlatko Junuzovic befand sich vor nicht allzu langer Zeit selbst in einer ähnlich tragischen Situation wie zahllose Menschen heute. In der serbischen Stadt Loznika geboren, war er gerade einmal vier Jahr alt, als er aufgrund des Jugoslawien-Krieges gezwungen wurde, mit seiner Familie zu flüchten. Insgesamt flohen in den 90er-Jahren mit ihnen um die 115.000 Schutzsuchende nach Österreich. „Ich habe selbst keine Erinnerungen mehr daran, aber ich kenne die Geschichte von meiner Familie. Das war brutal“, erzählt Zladi. Heute trifft, kämpft und feiert er mit unserem Nationalteam.

Gemeinsam ein Zeichen setzen – unsere Spieler machen es vor

RESPECT REFUGEES“ forderten unsere Quali-Helden vergangenen Samstag auf einem Transparent, bevor es am Abend auf dem Platz gegen Moldawien ging. UEFA-Regularien verhinderten, das Spruchband direkt vor Spielbeginn zu präsentieren, stattdessen gab es eine Schweigeminute. Ausgerechnet Zlatko Junuzovic versetzte die Fans wenig später in Ekstase, als er uns mit seinem Siegestreffer dem EM-Ticket so nah wie nie zuvor brachte. (2008 ausgenommen)

Das Nationalteam kann als bestes Beispiel von erfolgreicher Integrationsarbeit gesehen werden, haben doch nicht wenige unserer Stars ausländische Wurzeln. „Die aktuelle Flüchtlingsthematik geht auch uns Nationalspielern nicht spurlos vorbei. Wir haben selbst einige Spieler mit Migrationshintergrund im Team – und manche Eltern unserer Spieler sind als Flüchtlinge nach Österreich gekommen“, erklärte Kapitän Christian Fuchs stellvertretend für die Mannschaft. Weiter: „Wir treten daher geschlossen für das Recht auf ein würdiges Leben für alle Menschen ein und wollen vor allem jenen unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat flüchten mussten, traumatische Erlebnisse und unvorstellbares Leid mitgemacht haben und jetzt bei uns Schutz suchen.“

„Das Nationalteam möchte ein Zeichen setzen und mit all unserer Kraft öffentlich appellieren, dass wir alle das notwendige Maß an Verständnis und Unterstützung für jene Menschen aufbringen, die gerade jetzt unsere Hilfe dringend brauchen.“

Lassen wir uns nicht von paranoiden Hass-Postern oder Angst schürenden Parteien verunsichern, sondern helfen wir aktiv den Kindern, Frauen und Männern, die nach Hilfe suchend zu uns kommen. Hierbei möchte ich mich nochmals unserem Nationalteam anschließen, wenn es heißt: „Viele Kräfte sind gefordert, würdige Bedingungen für diese Menschen zu schaffen, gemeinsam nach Lösungen dieser humanitären Katastrophe zu suchen und den Flüchtlingen, Asylwerberinnen und Asylwerbern eine positive Zukunftsperspektive zu geben.“

Nehmen wir uns ein Beispiel am Nationalteam und stehen wir auch abseits vom Fußballplatz zusammen, um diese Menschen soweit wir können zu unterstützen. Gemeinsam sind wir stark.

Refugees Welcome

Text: Oliver Schnetzer

 

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