Kommentar

querpass #2 – UEFA ein Widerspruch in sich?

Wasser predigen, Wein trinken

Im ersten Artikel haben wir bereits über die Fehlentwicklung im europäischen Fußball, die die Kluft zwischen Arm und Reich verstärkt hat, geschrieben. Mit der neuen Reform der UEFA Champions League wurde nun ein weiterer Schritt in eine geschlossene Gesellschaft getan. Dem Druck der europäischen Klubvereinigung wurde nachgegeben. Ab der Saison 2018/19 spielen von den Top 4-Nationen vier Mannschaften fix in der Königsklasse. Heißt also, dass die Hälfte der Startplätze an vier von 55 Verbänden vergeben sind. Und warum? Um die Abspaltung der großen Vereine in eine eigene Super League zu verhindern. Dass viele diese Entwicklung nicht gutheißen, ist nur verständlich. Es geht aber in erster Linie darum in den nächsten Zeilen rauszufinden, ob die UEFA überhaupt nach ihren Prinzipien handelt. Kann dies im Sinne aller Verbände sein?

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Aus den Augen, aus dem Sinn

„Ich habe kein Verständnis dafür, dass seitens der UEFA derartige Reformen ohne Information beschlossen werden, wenn dies zum Nachteil für die kleineren und mittleren Verbände ist. Der ÖFB war in die Reform in keinster Weise eingebunden, und wir werden uns auch mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren.“

Es wirft ein schlechtes Licht, dass der Präsident des österreichischen Fußballverbandes Leo Windtner über die Vorhaben nicht einmal informiert wurde. Das kann für den Vertreter aller Mitgliedsverbände nicht das Ziel sein. So steht es auch in den Statuten des europäischen Dachverbandes geschrieben. Bei den Zielsetzungen kann man nämlich folgendes nachlesen:

  • h) Förderung der Einigkeit in Fragen des europäischen und des Weltfussballs unter den Mitgliedsverbänden
  • i) Wahrung der Gesamtinteressen der Verbände
  • j) Sicherstellung, dass Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen des europäischen Fussballs (Ligen, Vereine, Spieler, Anhänger) angemessen berücksichtigt werden
  • k) Vertretung der ganzen europäischen Fussballfamilie

Ins selbe Horn bläst auch Bundesliga-Präsident Hans Rinner: „Die UEFA als Dachverband von 55 Mitgliedsverbänden muss sich ihrer Aufgabe bewusst sein, sämtliche Interessen gleichwertig zu vertreten. In diesem Sinne ist eine Involvierung aller Verbände bei solch‘ entscheidenden Themen notwendig. Es ist somit nicht nachvollziehbar, dass sowohl ÖFB und Bundesliga aus den Medien von dieser Entscheidung erfahren haben.“

Natürlich kann man jetzt zum Diskutieren anfangen und die Ziele der UEFA für sich persönlich auswerten. Aber hat man richtig gehandelt, wenn sich der ÖFB jetzt benachteiligt fühlt? Es müssen ja schließlich alle zufrieden gestellt werden. Hier wird man einfach zwangsbeglückt und als mittlerer oder kleiner Verband einfach nicht mehr ernst genommen. Anders ist dieses Verhalten nicht zu werten.

Geld kommt, Geld geht

Nicht nur in Sachen Zusammenhalt ist man schon weit abgedriftet im europäischen Fußball, auch insbesondere bei der finanziellen Situation, die eine Folge dessen ist, hat man einen riesigen Spagat gemacht. Mit der Reform werden nicht nur die Startplätze den Abstand vergrößern, sondern auch die Aufteilung der Gewinne. So erhalten zum Beispiel alle Vereine, die als einzige Vertreter ihres Landes qualifiziert sind, nur mehr 15 statt bisher 40 Prozent vom gesamten Marktpool.

Auch zum Thema Finanzen gibt es eine klare Zielsetzung in den Statuten:

  • f) Sicherstellung, dass die sportlichen Grundwerte immer Vorrang gegenüber kommerziellen Interessen haben
  • g) Ausschüttung der Einnahmen aus dem Fussball nach dem Solidaritätsprinzip und Unterstützung von Investitionen zugunsten aller Ebenen und Bereiche des Fussballs, insbesondere des Breitenfussballs

Hat man noch das Gefühl, dass es den Klubs vorrangig um den Sport geht? Was für ein Sport ist es, sich fast abzuschotten und die paar wenigen, die noch reinkommen, gemeinsam zu verprügeln? Das ist ein geschlossener Klub, in dem es nur um die Sicherung der Millionen geht. Der sportliche Wettkampf findet zwar auf dem Papier statt, aber dass Hausnummer RSC Anderlecht gegen Hausnummer FC Barcelona keine Chance mehr hat, ist wohl jedem klar. Wettbewerb findet nur unter den wenigen Teams statt, die ihren Kader aufgrund der fixen Einnahmen schön planen und mit den besten Spielern der Konkurrenz schmücken können.

Bis vor 20 Jahren noch taten sich die Vereine schwer damit Jahr für Jahr um den Titel in der Königsklasse zu spielen. Die Konkurrenz in der eigenen Liga war erstens höher und zweitens war nur der Meister für die Königsklasse qualifiziert. Nicht umsonst brauchte Real Madrid ganze 33 Jahre bis man 1998 erneut Europas bester Verein werden konnte. Der gesamte aktuelle Modus spielt den großen Vereinen in die Arme. Für alle Eventualitäten ist man gerüstet. Sollte man national kein gutes Jahr erwischen, was übersetzt dritter oder vierter Platz in der Tabelle heißt, ist man dennoch für die Champions League qualifiziert. Das Risiko für die gestandenen Teams ist somit stark gesunken und jährlich kann mit den fixen Einnahmen geplant werden.

Auf der Mauer, auf der Lauer

Doch warum hat man diese Reform so schnell durchgebracht und warum kommt diese Idee so plötzlich? Hintergrund könnte jener sein, dass Aleksander Ceferin als Kandidat für das Präsidentenamt der UEFA antritt. Der Slowene gilt als möglicher Nachfolger von Michael Platini bei der Wahl am 14. September und soll sich laut derStandard.at für kleinere Verbände einsetzen. Davor sollte man eventuell all diese Ideen natürlich durchbringen, nachher könnte es ja viel schwieriger werden. Windtner wird seine Stimme nach den Kriterien des Gleichgewichts vergeben: „Wir werden uns bei der Wahl des neuen UEFA-Präsidenten auch daran orientieren, welcher Kandidat zukünftig die Interessen der kleinen und mittleren Verbände an besten vertreten wird“.

Als kleiner Verband kann und muss man sich gegen diese Entwicklungen wehren. Es kann nicht sein, dass unzähligen Fans, Spielern und Trainern von Vereinen, die man aus der geschlossenen Gesellschaft fernhält, immer mehr die Möglichkeit genommen wird in der großen Fußballbühne mitzuwirken. Es ist anscheinend nur die Angst vor Niederlagen gegen kleinere Klubs und Länder, die die großen Klubs zu solchen Entscheidungen bringt. Hat man Angst vor der Konkurrenz? Da schiebt man sich das ganze Geld hin und her, kauft sich die besten Teams ein, um dann behaupten zu können, man sei berechtigt da oben zu stehen, weil man ja das beste Team habe. Das ist kein Wettkampf mehr im Sinne wie man ihn im Fußball sehen will. Das ist nur mehr eine Siegdarstellung für die jubelnde Masse, die ihr Team gewinnen sehen will, andernfalls lässt es respektlose und beleidigende Kommentare von sich ab.

Ende gut, alles gut?

Das ist nur mehr ein Jagen nach Geld. Die Prinzipien der UEFA stehen für ganz was anderes. Der Kapitalismus und geldgierige Menschen haben sich diese angenommen und jonglieren mit dem Vermögen, das allen Mitgliedern in einem vernünftigen Maße zusteht, wie es ihnen passt. Es geht nicht darum alles schlecht zu machen, aber die Verteilung handelt längst nicht mehr im Sinne der Grundwerte. Die Entwicklung zielt ohnedies auf eine Abspaltung der großen Vereine hin, doch will man sich diesen bis dahin ständig beugen und nur nach deren Pfeife tanzen?

 

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Edvin Gruber

Edvin GRUBER (Redaktionsleitung/Grafik/Fanwear-Design) Bei 12terMann seit: 07/2015 M: edvin.bufi@12terMann.at T: @ediman_b

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