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Milletich fährt Schöttel an den Karren

Am gestrigen Montag erlöste der nord-mazedonische Schiedsrichter die heimischen Kicker um 22:35 und setzte mit seinem Abpfiff einen Schlussstrich unter die Qualifikation für die WM 2022 in Katar. Zwei belanglose Siege kamen im November gegen Israel und die Republik Moldau zwar noch dazu, am vierten Tabellenrang änderten die „Erfolge“ nichts. Österreich scheitert in einer durchaus machbaren Gruppe somit wiederholt an einer WM-Qualifikation – zumindest vorerst.

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Denn es gibt ja noch die Playoffs, die sich die heimische Elf mit heroischen Leistungen gegen Nordirland, Norwegen und Rumänien erspielt hat. Es besteht somit weiterhin die theoretische Chance, sich für die Wüsten-WM qualifizieren zu können. Es ist zwar sportlich äußert fragwürdig, warum sich ein Gruppenvierter einer WM-Qualifikation für eine Endrunde qualifizieren kann, aber die Nations League muss ja auch irgendwie, neben Millionen für die UEFA, seine Berechtigung und seinen sportlichen Anreiz haben.

Fraglich war bis gestern Abend, wer die heimische Elf im März 2022 betreuen wird. Franco Foda saß nach der miesen Qualifikationsrunde auf einem äußerst wackligen Stuhl, selbst Neo-Präsident Gerhard Milletich gab sich nach seiner Bestellung kryptisch, ob der Deutsche weiter werken darf. Ins selbe Horn stieß Sportdirektor Peter Schöttel, der, glaubt man den Medien, selbst um seinen Job bangen muss. Schöttel erklärte vor der gestrigen Partie gegen Moldau gebetsmühlenartig, dass er nach dem gestrigen Spiel gemeinsam mit, O-Ton, echten Experten die gesamte WM-Qualifikation wird Revue passieren lassen und dann zu einem Ergebnis kommen wird.

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Ad absurdum wurde diese Aktion jedoch prompt nach dem Abpfiff geführt. Denn da stellte sich ein durchaus erquickter Präsident vor das ORF-Mikrofon und sprach aus, was eigentlich erst analysiert werden sollte. Franco Foda wird die heimische Elf auch im März im Playoff betreuen.

Offensichtlich dürfte die Entscheidung auch schon länger getroffen worden sein, denn Foda verriet im Interview nach dem Moldau-Spiel, dass er bereits am Tag zuvor positive Signale vernommen hätte.

Zwei völlig unbedeutende Siege, in denen die heimische Auswahl jedoch endlich mal wieder teils ansehnlichen Fußball spielte, retteten somit vorerst den Job von Franco Foda. Klar, Foda hat das Team zum Gruppensieg in der Nations League gebracht, doch gleichzeitig die WM-Qualifikation mit teils beschämenden Leistungen in den Sand gesetzt. Natürlich würde man mit einem neuen Trainer im März das Risiko eingehen, dass diese gleich mit dem Rucksack einer verpassten WM-Qualifikation in seine neue Amtszeit startet, doch würde dem Team frischer Wind sichtlich guttun.

Allein hat der ÖFB den richtigen Zeitpunkt für eine Ablöse von Franco Foda verpasst. Geblendet durch die ach so großartige EM verpasste der Präsident die Möglichkeit, Foda nach den völligen verkorksten Länderspielen im September abzulösen. Das wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, um mit guten Argumenten Foda von seinen Aufgaben zu befreien und zumindest mit einer Übergangslösung die übrigen Spiele zu bestreiten. Diese Chance wurde verpasst, der ÖFB wurstelt wie oft in den letzten Jahren weiter und kommt ob diverser Fehlentscheidungen weiter in Verruf.

Christian Semmelrock

 

Christian SEMMELROCK
(Redaktion / Charity)

Bei 12terMann seit: 11/2013

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