Nordirland hinten anfällig, vorne ungefährlich
Dazu kommt, dass die Nordiren in den letzten sechs Spielen lediglich sechs Tore geschossen und 13 Gegentreffer kassiert haben. Offensivpower konnte man sich vom Gegner somit eigentlich nicht erwarten – dafür sind die Nordiren auch nicht annähernd bekannt. Dafür zeigte sich zuletzt eine deutliche Anfälligkeit in der Defensive. Die heimische Elf wurde, bei allen Bemühungen und gefälligem Gekicke, in Hälfte eins aus dem Spiel nur selten gefährlich. Neben dem Tor von Gregoritsch, das mit Martin Hinteregger ein Innenverteidiger per Flanke einleitete, kam lediglich die Torchance von Baumgartner nach Vorlage von Gregoritsch aus einem feinen Spielzug zustande. Hintereggers vergebener Kopfball und Baumgartners fahrlässig vergebene Großchance resultierten aus einer Standardsituation bzw. einem katastrophalen Eigenfehler der nordirischen Abwehr. Sei es drum, zum 1:0 zur Pause genügte es dennoch.
Tote zum Leben erweckt
In den zweiten 45 Minuten überließen die Österreicher den Nordiren vermehrt die Kugel, verzichteten beinahe gänzlich auf Offensivaktionen. Am Ende hatte die heimische Elf in der zweiten Hälfte lediglich ein Torschüsschen zu bieten. Der Vorteil, die Nordiren kamen, wenig überraschend ob der Qualität im Kader, bis zur Nachspielzeit ebenso nur auf einen Torversuch. Zwar hatte die Elf von Coach Baraclough deutlich mehr Ballbesitz, doch es zeigte sich überdeutlich die – bösartig ausgedrückt – Feindschaft mit dem Spielgerät und die völlige Planlosigkeit in spielerischer Hinsicht. Warum man, trotz der offensichtlichen Harmlosigkeit der Gastgeber, dennoch aus heimischer Sicht keinerlei offensive Akzente mehr setzen wollte und lieber das, doch eher knappe, Ergebnis verwaltete, dies muss der Fan wohl nicht wirklich verstehen. Foda setzte auch wirklich alles daran, nur ja keinen offensiven Drang aufkommen zu lassen. Für Reinhold Ranftl, der ein unauffälliges Spiel ablieferte, kam – Überraschung! – Christopher Trimmel.
Nur nicht offensiv werden!
Auf dem Papier war die rot-weiß-rote Equipe nun noch ein Stückchen defensiver aufgestellt. Das Gezeigte am Platz ließ im weiteren Verlauf sogar links gedrehtes Leitungswasser schal schmecken, Foda setzte mit einem 1:1-Wechsel zehn Minuten vor dem Ende nochmal alles auf Attacke. Adrian Grbic kam für Gregoritsch, das Spielgerät wurde von der österreichischen Elf dennoch zumeist nach hinten gespielt. Man mag es Verwalten nennen, andere schimpfen es fahrlässig – Fakt ist, gegen eine spielerisch so limitierte Mannschaft plötzlich das Spiel einzustellen – noch dazu wenn man weiß, dass Nordirland immer wieder für einen Lucky Punch mit der Hilfe eines langen Balles oder einer Standardsituation im Stande ist – ist einfach fahrlässig. Beinahe wäre diese, für Franco Foda typische, Spielweise auch noch bestraft worden, doch Boyce vergab zum Glück für die heimische Elf aus aussichtsreicher Position nach einem kurz abgespielten – Überraschung! – Freistoß.
Fragen, die gestellt werden müssen
Auch wenn Franco Foda den zweiten Sieg in der laufenden Nations League einfahren konnte, so muss doch wiederholt die spielerische Herangehensweise der heimischen Elf hinterfragt werden. Wenn eine Elf ein so dermaßen limitiertes Team wieder zum Leben erweckt, auch wenn es nur einmal wirklich gefährlich wurde, dann müssen Fragen gestellt werden dürfen, was die Gründe dahinter sind. Warum zieht sich die heimische Elf nach einer Führung permanent zurück und verwaltet, stellt das Offensivspiel vollkommen ein? Warum riskiert man, dass man ein Spiel, das man eigentlich nicht verlieren kann, eventuell doch noch aus der Hand gibt? Warum lässt man eine gegnerische Mannschaft zurück ins Spiel, nachdem diese in den ersten 45 Minuten kein Land gesehen hat? Warum positioniert man sich mit den Wechseln noch defensiver, wenn eh schon in der Offensive kein Zugang zum Spiel mehr vorhanden ist?
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