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Analyse: Warum Arnautovic‘ Sperre gegen die Niederlande kein großer Nachteil ist

Nun ist es also fix. Die UEFA-Disziplinarkommission hat sich für eine Sperre von [spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“] entschieden. Somit wird der Angreifer in Österreichs zweitem EM-Gruppenspiel gegen die Niederlande fehlen. Doch das muss nicht zwingend ein Nachteil sein.

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Vor dem historischen 3:1-Sieg gegen Nordmazedonien ließ Teamchef Franco Foda im ORF-Interivew anklingen, dass Arnautovic noch nicht bei 100% sei. Der China-Legionär musste in der Vorbereitung auf die EM zunächst Individualeinheiten absolvieren. Vor dem abschließenden Test gegen die Slowakei trainierte er nur zwei Mal mit der Mannschaft. Aus diesen Gründen kam der Angreifer beim Sieg in Bukarest erst nach rund einer Stunde von der Bank aufs Feld.

Arnautovic‘ Qualitäten stehen natürlich außer Frage. So hat er nach seiner Einwechselung das Angriffsspiel der Österreicher beflügelt und mit seinem Treffer schlussendlich für die Entscheidung gesorgt. So würde man annehmen, dass sein Ausfall gegen die Niederländer ein herber Rückschlag für das Nationalteam ist – das muss er jedoch nicht zwingend sein.

Denn Österreich spielte nicht nur in der EM-Qualifikation (siehe Faktencheck), sondern auch im ersten Grupppenspiel gegen Nordmazedonien, verglichen mit den anderen Teams, eines der intensivsten Pressings. Wie die Seite „The Analyst“ aufzeigt, hat Österreich aktuell den dritt-niedrigsten PPDA-Wert („Passes Per Defensive Action“) des Turniers. Der PPDA-Wert zeigt an, wie viele Pässe der Gegner spielt, ehe er vom Ball getrennt wird.

Ein niedriger PPDA-Wert steht demnach für ein höheres, intensiveres Pressing. Diese Kennzahl liegt bei der Auswahl von Franco Foda bei 10. Nur Spanien (7,7) und Portugal (5,6) pressen intensiver. Auch wenn der Wert nach erst einem absolvierten Spiel noch nicht sehr aussagekräftig ist, lässt sich eine gewisse Tendenz erkennen.

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Sollte Teamchef Franco Foda diese Herangehensweise – nämlich hoch zu pressen – auch gegen die Niederlande bevorzugen, ist der Ausfall von Arnautovic keine gravierende Schwächung. Warum? Der 89-fache Teamspieler ist kein „Pressingstürmer“. Er mag es, in die Halbräume auszuweichen, den Ball für schnelle Kombinationen in den Fuß zu bekommen und sich auch einmal als Anspielstation tief „fallen“ zu lassen. Aber würde man Arnautovic anweisen, in „Dauerläufer-Manier“ die niederländische Abwehr anzupressen, würde man sich selbst schwächen, da so ein Spiel sehr kräftezehrend ist.

Und auch wenn sich der Teamchef dazu entscheiden sollte, eine etwas defensivere Spielweise, ohne dem hohen Anlaufen, zu wählen – gegen die Niederlande wird Österreich wohl weniger Ballbesitzphasen aufweisen als gegen Goran Pandev und Co. Dies bedeutet wiederum, auch als Offensivspieler viele Meter „runterspulen“ zu müssen, um kompakt zu stehen und um die Räume im Mittelfeld zu schließen. Das kann nicht nur für die Beine, sondern auch für den Kopf zermürbend sein.

Ein weiterer Aspekt, der Österreichs Team nach der Sperre von Arnautovic nicht zwingend schwächt, könnte im mannorientierten Spiel der Niederländer zu finden sein. Wie gegen die Ukraine zu beobachten war, verfolgte Verteidiger Stefan de Vrij seinen Gegenspieler weit in die gegnerische Hälfte.

Des Weiteren sind die Niederländer mit einem zunächst flachen Aufbau, gefolgt von einem hohen Pass über das gesamte Mittelfeld verwundbar, wie in diesen Tweets schön aufgezeigt wird.

Mit einem [spielerprofil spieler=“Saša Kalajdžić“] als Solospitze könnte man diese „flaws“ des niederländischen Spiels sehr gut ausnutzen. Auch wenn der Stuttgart-Angreifer gegen die Nordmazedonier sehr „blass“ war und keinen Zugriff im Spiel fand, könnte er in der Rolle, hohe Bälle zu behaupten und diese ggf. auch weiterzuleiten, aufgehen. Als Abnehmer der Bälle würde sich ein dribbelstarker, schneller Spieler anbieten. [spielerprofil spieler=“Valentino Lazaro“] wäre hierbei möglicherweise eine Alternative für die Offensive.

Eine andere Option für den Angriff wäre der wieder erstarkte [spielerprofil spieler=“Michael Gregoritsch“] als hängende Spitze hinter Kalajdžić, wobei man mit diese Variante eigentlich noch gar nicht zu Gesicht bekam und sich die beiden Spielerypen wohl etwas zu ähnlich sind.

Fazit: Den Wegfall des Stars des Teams steckt keine Mannschaft so einfach weg. Vor allem, weil Arnautovic nicht nur aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten, sondern auch wegen seiner Ausstrahlung, seiner Mentalität und seinem Kampfgeist wichtig ist. Aufgrund der spielerischen Ausrichtungen der beiden Teams bedeutet die Sperre von Marko Arnautovic allerdings nicht zwingend eine Schwächung für das Spiel von Österreich.