Nationalteam

Andreas Ulmer – der unterschätzteste Adler im ÖFB-Team-Horst

 

Wenn kommende Woche wieder elf Herren in rot-weiß-rot in Norwegen Aufstellung nehmen und die österreichische Fußballnationalmannschaft vertreten, werden mehrere TV-Kameras die Profis verfolgen. Im Aufeinandertreffen mit Superstar Erling Braut Haaland werden die virtuellen Augen auf Österreichs Champions-League-Helden [spielerprofil spieler=“David Alaba“], [spielerprofil spieler=“Marcel Sabitzer“] und [spielerprofil spieler=“Konrad Laimer „]gerichtet sein. Auch die Debütanten [spielerprofil spieler=“Christoph Baumgartner“] und [spielerprofil spieler=“Adrian Grbic“] werden wohl tunlichst genau unter die Lupe genommen. In der Masse an international renommierten Kickern wird einmal mehr[spielerprofil spieler=“ Andreas Ulmer“] nicht im Mittelpunkt stehen, der Linksverteidiger hätte es jedoch längst verdient.

 

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Bis der Oberösterreicher in den Teamhorst des heimischen Nationalteam Einzug fand, war es ein langer steiniger Weg. Nachdem Ex-Teamchef Marcel Koller nach schier endloser Diskussion über die Linksverteidiger Position sich erbarmte und Ulmer anrief, sagte der aufgrund seiner geplanten Hochzeit ab. Der Schweizer reagierte, ob der Abfuhr verstimmt und verkündete, dass er keine Bereitschaft darin sehe, Ulmer in Zukunft noch einmal zu einem Team-Lehrgang einzuladen. Die Teamkarriere des Außenverteidigers schien schon vorbei, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Bekanntermaßen blieb Marcel Koller jedoch nicht auf der Trainerbank des Nationalteams sitzen. Egal, ob der Fanseele die Entscheidung mit Koller nicht zu verlängern gefiel oder nicht, für Ulmer war die folgende Bestellung von Franco Foda zum Teamchef ein wahrer Glücksfall.

In den 22 Spielen, die Foda das ÖFB-Team betreut, kam Ulmer 14 Mal zum Einsatz, von denen nur zwei Partien (Anm.: 2:4 gegen Israel; 0:2 gegen Dänemark) verloren gingen. Es ist nicht sonderlich überraschend, dass Salzburg-Coach Jesse Marsch seinen Schützling erst vor einigen Monaten, als den „besten Fußballer in der Geschichte Österreichs adelte“. Ob diese Worte tatsächlich komplett zu treffen, darf freilich diskutiert werden. Fakt ist jedoch, Andi Ulmer ist ein Arbeiter und ein Kämpfer aller höchster Güte. Trotz nicht mehr aller besten Fußballer-Alters wirft der 34-Jährige stets seinen gesamten Körper ins Feuer. Schnelle Dribblings sind ebenso von ihm zu erwarten wie gefährlich Distanzschüsse, unvergessen sein Treffer gegen Eintracht Frankfurt in der Europa League, als er mit einem Lattenpendler das Tor zum Schütteln brachte.

 
 
 
 
 
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Gemessen an den Titeln kann nur David Alaba dem 1,75 großen Außenflitzer das Wasser reichen. Elf Medaillen für die österreichische Meisterschaft und acht für den ÖFB-Pokalsieg hängen in Ulmers Trophäenschrank. Selbst bei den Bullen ragt er trotz Sonderlob seines Trainers nicht als erster Kicker heraus. Ulmer überzeugt seit Jahren durch kontrolliertes und abgeklärtes Spiel, auf großes Spektakel und beeindruckende Finten verzichtet der Oberösterreicher mittlerweile gänzlich. „Andere haben vielleicht mehr Talent und haben beim FC Barcelona gespielt, aber er ist ein Sieger“, meinte Marsch über den wohl unterschätztesten Kicker des Landes. Sich selbst sieht der Routinier als Ruhepol. „Es geht um die Balance. Wenn die Stimmung in der Mannschaft ausgewogen ist, wenn jeder offen und ehr­lich reden kann, dann ver­kraftet die Mannschaft auch locker das eine oder andere böse Wort, das natürlich in der Hitze des Gefechts schon mal fallen kann. Und natürlich hat man als älterer Spieler auch abseits des Spielfelds eine Vorbildwirkung.“, steht Ulmer seinen jungen Teamkameraden bei Medien- und Fanterminen oft helfend zur Seite.

Bereits 551 Spiele hat Ulmer auf dem Buckel, Gedanken ans Aufhören hat er jedoch noch nicht öffentlich geäußert – wieso auch? In der vergangenen Champions-League-Saison spielte Ulmer jeweils alle sechs Partien durch und traf dabei einmal. In der Bundesliga beackerte der einstige Austria-Spieler 29 Mal die linke Außenbahn und war sich nie zu Schade den letzten Zweikampf oder letzten Sprint zu suchen. „Ich bin, wie ich bin“, sagte Andreas Ulmer einst 2018 einem Red-Bull-Magazin, als er die Rolle als Teamkapitän der Salzburger annahm. Und wer ist der Leitbulle? Ein akribischer Arbeiter, der durch Fleiß, Kampfgeist und Mut überzeugt – Ulmer liefert große Spiele ab, ohne in Interviews große Worte folgen zu lassen. Er ist im sonst so extra-vaganten Bullen-Stall geerdet und ruhig. Statt schnellen Autos zieren Familien- und Workout-Bilder seine Instagramseite. Ulmer würde man durch seine kaum überbietbare Professionalität auch die Hauptrolle der berühmten Salzburger-Festspiele zutrauen, die große Bühne hätte er verdient, auch wenn er sie nicht sucht.

 
 
 
 
 
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Familienurlaub in der Südsteiermark 👨‍👩‍👦🐶😍 #urlaubinösterreich #südsteiermark

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Tobias Kurakin

  Tobias Kurakin (Redaktionsleitung) Bei 12ter Mann seit 3/2018