Frauenfußball

Jasmin Eder und Sarah Wronski im Porträt: Zwei Karrieren – mit Parallelen

Jasmin Eder, 23 Jahre, und Sarah Wronski, 22 Jahre, haben in ihren noch jungen Karrieren schon viel erlebt. Beide wurden in Wien geboren, wagten früh den Schritt ins Ausland, spielten für europäische Top-Clubs und mussten Rückschläge überwinden. Seit Sommer 2014 stehen sie für den FSK St. Pölten-Spratzern gemeinsam auf den Platz und sammeln einen Titel nach dem anderen. Zwei Karrieren, die trotzt all ihrer Unterschiede, viele Parallelen aufweisen.

„Oft wurde ich gefragt, ob ich ein Bub oder ein Mädchen bin, weil viele nicht glauben konnten, dass ein Mädchen Fußballspielen kann.“ / Jasmin Eder

Den Vorurteilen zum Trotz

Früh begeisterten sich Eder und Wronksi für den Fußball. „Schon im Kindergarten habe ich lieber draußen mit den Burschen gekickt, als mit den anderen Mädchen zu spielen“, sagt Eder. Doch Vorurteile gegen Frauenfußball hätten ihre Karriere beinahe beendet, bevor sie ins Laufen kam. „Ein Verein hat mich mit der Begründung, dass sie auch bei Regen im Freien kicken, abgelehnt. Oft wurde ich auch gefragt, ob ich ein Bub oder ein Mädchen bin, weil viele nicht glauben konnten, dass ein Mädchen Fußballspielen kann.“ Doch dank der Unterstützung ihrer Eltern gab Eder ihren Wunsch Fußballerin zu werden nicht auf. Im Alter von acht Jahren schloss sie sich dem USC Landhaus, der erfolgreichsten Frauenmannschaft in Wien, an. Wronski nahm hingegen den Weg über den Männerfußball – beim FC Hellas Kagran kickte sie mit den Burschen, bevor sie 2008 Teamkollegin von Eder bei Landhaus wurde.

Zusammen standen Eder und Wronski in ihrer gemeinsamen Zeit bei Landhaus jedoch nicht auf dem Platz. Während Eder mit 15 Jahren bereits einige Spielminuten in Österreichs höchster Spielklasse sammelte und 2008 das ÖFB-Ladies-Cup-Finale erreichte, spielte Wronski noch in der B-Mannschaft. Das Talent von Eder blieb auch außerhalb Österreichs nicht verborgen. Im Sommer 2009 wechselte die zentrale Mittelfeldspielerin nach einem Probetraining für zwei Jahre zum FC Bayern München. Auf die neue Lebenssituation stellte sich die damals 16-Jährige schnell ein. Im ersten Jahr wohnte Eder in einem Mädchenwohnheim, im zweiten Jahr gründete sie mit den beiden anderen Österreicherinnen bei Bayern München, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck, eine Wohngemeinschaft. Da Eder der Sprung in die erste Mannschaft nicht gelang nahm sie 2011 ein Angebot des deutschen Zweitligisten BV Cloppenburg an. „Es war ein wichtiger Schritt, um mich weiter zu verbessern“, sagt Eder über den Wechsel.

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Jasmin Eder beim Fintesstraining in der Winterpause

Rückschläge und Verletzungen

Mit Cloppenburg wollte Eder unbedingt den Aufstieg in die erste Liga schaffen, doch diesen verpassten die Niedersachsen knapp. Der Sprung in die deutsche Frauen-Bundesliga, die oft als die beste Liga der Welt bezeichnet wird, gelang Eder trotzdem. Nachdem Eder in 17 Einsätzen für Cloppenburg drei Tore erzielte und sich auch einen Stammplatz im Kader der österreichischen A-Nationalmannschaft erspielte, nahm der Bundesliga-Aufsteiger VfL Sindelfingen Eder unter Vertrag. Die Wienerin schaffte mit Sindelfingen in der folgenden Saison den Klassenerhalt in der Bundesliga – dennoch kehrte sie 2013 wieder nach Österreich zurück. „Der Hauptgrund war, dass ich endlich meinen Schulabschluss nachholen wollte. Über das Fernstudium war das leider nicht so einfach möglich“, erklärt Eder ihre Entscheidung. Die Wahl fiel auf den österreichischen Vizemeister FSK St. Pölten-Spratzern. Es sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen – nicht nur aus sportlicher Sicht: Eder sicherte sich nach ihrer Rückkehr die Matura und steht mittlerweile unmittelbar vor dem letzten Semester ihres Diplomstudiums in Marketing, Markenführung und Design.

„Zunächst bin ich in ein Loch gefallen, aber wenn man sein ganzes Leben lang Fußball spielt, will man sich zurückkämpfen.“ / Sarah Wronski

Wronski wollte ihren Schulabschluss noch vor ihrer ersten Auslandsstation in der Tasche haben. „Mein Traum war es immer nach der Matura ins Ausland zu gehen“, sagt Wronski, die nach drei Jahren beim USC Landhaus vor der Saison 2011/12 für eine Spielzeit nach St. Pölten wechselte. Gemeinsam mit Nationalteamspielerin Katja Trödthandl schrieb sie Clubs in Spanien an und bekam im Jänner 2012 eine Einladung zu einem einwöchigen Probetraining beim FC Valencia – und Wronski wusste zu überzeugen. Nach ihrem Schulabschluss in Österreich erfüllte sich ihren Traum und unterschrieb beim spanischen Erstligisten. Spanisch sprach die defensive Mittelfeldspielerin, die auch in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen kann, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Die ersten zwei Monate waren schon hart, wenn du kein Wort verstehst. Aber mein Französisch aus der Schule hat mir geholfen. Mit der Zeit war es kein Problem mehr.“

Nach den ersten Einsätzen im Trikot des FC Valencia folgte jedoch der erste Rückschlag in ihrer Karriere. Im April 2013 zog sie sich eine Kreuzband- und Meniskusverletzung im rechten Knie zu. Nach Operation und Reha kehrte Wronski Anfang 2014 wieder auf den Platz zurück. An ein Karriereende dachte sie in dieser schwierigen Phase allerdings nie. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihr Studium in Volkswirtschaftslehre in Valencia. „Es war mir immer sehr wichtig ein zweites Standbein zu haben.“ Deswegen kehrte sie auch nach dem Ende der zweiten Saison in Spanien im Sommer 2014 wieder zu St. Pölten-Spratzern zurück, um ihr Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien voranzutreiben.

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Sarah Wronski mit Fitnesstrainer Kurt Freiberger

Doch auch nach ihrer Rückkehr zu St. Pölten blieb Wronski vom Pech verfolgt. Im ersten Vorbereitungsspiel auf die Saison 2014/15 riss erneut das Kreuzband im rechten Knie. „Zunächst bin ich in ein Loch gefallen, aber wenn man sein ganzes Leben lang Fußball spielt, will man sich zurückkämpfen.“ Das Kämpfen lohnte sich, noch in der gleichen Saison feierte sie ihr Comeback. Im Mai 2015 wurden Wronski und Eder ungeschlagen mit St. Pölten erstmals österreichische Meister. Eder erzielte alleine in der Meistersaison zehn Tore. Durch einen 4:3-Sieg im Pokal-Finale gegen den SV Neulengbach sicherten sie sich nur ein Monat später das Double. Für Eder, die mittlerweile auch die Kapitänsbinde trägt, war es bereits der dritte Cup-Erfolg mit Spratzern in Serie.

Unterschiedliche Ziele

In Österreich haben Eder und Wronski bereits alles gewonnen, was es im Frauenfußball zu gewinnen gibt. Auch in dieser Saison sind die Beiden mit St. Pölten mit neun Siegen aus neun Spielen auf Meisterkurs. Ziele haben die beiden Freundinnen trotzdem noch viele – wenn auch unterschiedliche. Wronski will nach ihrer Verletzungsmisere wieder in der Mannschaft Fuß fassen und sich mehr Spielzeit erarbeiten. Dazu legt sie in der Winterpause zusätzliche Trainingseinheiten beim FASTeam (Freiberger Athletic Sport Team), bei dem auch Yasin Pehlivan und Philipp Prosenik in der Vorbereitung trainieren, ein. „Aufgrund meiner zahlreichen Verletzungen ist es für mich besonders wichtig großen Wert beim Training auf Prophylaxe zu legen, um weiteren Verletzungen vorzubeugen“, sagt Wronski.

Eder hat mit der Nationalmannschaft auch noch ein großes Ziel vor Augen. Mit dem Punktemaximum aus drei Spielen führen die Österreicherinnen ihre Qualifikationsgruppe für die Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden an. „Wir sind alle hoch motiviert, dass wir das schaffen. Es ist für mich jedes Mal besonders für mein eigenes Land zu spielen“, sagt Eder. Mit der erstmaligen Qualifikation für eine Endrunde, würde Eder mit dem Frauen-Nationalteam österreichische Sportgeschichte schreiben.

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Christoph Eliasch

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