Frauenfußball

INTERVIEW: SKN-Spielerin Stefanie Enzinger und Klubpräsident Wilfried Schmaus zu Liga-Abbruch

Die Männer-Bundesliga tüftelt eifrig an Geisterspielen. Wie es mit der 2. Liga weitergeht ist noch unklar, alle Ligen darunter sind aber schon offiziell annulliert worden – das gilt auch für den Frauen-Fußball. Hier ist auch die Planet Pure Frauen Bundesliga abgebrochen worden – was einige kritische Stimmen zur Folge hatte. SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner sprach von einer Benachteiligung gegenüber Männern. Der ÖFB reagierte auf die Kritik und wies auf die starke Förderung des Frauenfußballs in Österreich hin. Außerdem gebe es große wirtschaftliche und organisatorische Unterschiede zwischen der tipico-Bundesliga und der Planet Pure Frauen Bundesliga, hieß es in der ÖFB-Aussendung weiter. Wir haben uns mit SKN St. Pölten-Frauen Präsident Wilfried Schmaus und SKN-Spielerin [spielerprofil spieler=“Stefanie Enzinger“] über den Abbruch und die Corona-Krise unterhalten.

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Serienmeister SKN St. Pölten führte auch heuer die Tabelle an und war damit erneut auf Titel-Kurs. Der Vorsprung auf den Zweiten Austria Wien/USC Landhaus betrug sieben Punkte. Nun wird die Liga annulliert, über die Vertreter der UEFA Women’s Champions League 2020/21 wird seitens des ÖFB noch entschieden. 

12terMann.at bzw 12teFrau: Wie stehst du zur Absage der Liga? Während bei den Männern im Oberhaus ja weitergespielt wird, wird bei euch die Bundesliga abgebrochen..

Stefanie Enzinger: Natürlich trifft es mich bzw. finde ich es extrem schade, dass wir die Saison nicht weiter- bzw. fertig spielen können. Aber dafür gibt es ja rechtliche Grundlagen. Dass die Planet Pure Frauen Bundesliga im Gegensatz zur Herren tipico Bundesliga nicht weiterspielen darf, darf auf keinen Fall eine Gleichberechtigungsfrage aufwerfen. Natürlich spielen wir auch in der höchsten Spielklasse, haben zwar den gleichen Aufwand, trainieren sechsmal die Woche und fahren am Wochenende quer durch Österreich, haben aber nicht die selben finanziellen Voraussetzungen. Man darf niemals vergessen, dass es sich bei unserer Liga um eine Amateurliga handelt. Sprich, die Entscheidung, dass auch unsere Saison beendet wurde, wurde aus dem Grund getroffen, weil es in unserer Liga wirtschaftlich und finanziell nicht möglich wäre, die von der Regierung vorgeschriebenen Tests zu finanzieren. Abgesehen davon, steht es für mich in keiner Relation, einen Test zu beanspruchen, den jemand aus gesundheitlichen Gründen viel dringender benötigt.

Wie problematisch ist für dich als Spielerin eigentlich die Situation? Die letzten Wochen hattet ihr kein Training am Platz, die nächste Zeit auch nicht..wie hält ihr euch fit?

Die Winter-Vorbereitung dauert bei uns ja grundsätzlich schon fast zwei Monate. Wir haben uns alle schon auf die Meisterschaft gefreut und jetzt wurde die Vorbereitung quasi noch einmal verlängert. Das ist als Fußballerin für den Kopf natürlich auch eine Ausnahmesituation. Nichts desto trotz passiert das Ganze ja aus den richtigen Gründen und die Gesundheit steht im Vordergrund. Wir bekommen jeden Tag von unserer sportlichen Leitung ein neues und auch abwechslungsreiches Trainingsprogramm, um uns fit zu halten. Das ist wirklich top! Aber natürlich, vermisst man die Mädels und das Fußballspielen sehr.

Laut der Spielergwerkschaft FIFPro ist der Frauen-Profifußball existenziell bedroht – bekommst du auch etwas davon mit?

Da die Planet Pure Frauen Bundesliga ja aktuell eine Amateurliga ist und wir alle neben dem Fußball noch arbeiten oder man sich ein zweites Standbein aufbaut, denke ich, dass der Großteil der Spielerinnen aktuell gut abgesichert ist. Aber natürlich muss man auch die Situationen bei Vereins- bzw. Liga-Sponsoren abwarten und hoffen, dass sie es sich wirtschaftlich leisten können, uns weiter zu unterstützen. Viele Vereine werden sonst ums Überleben kämpfen müssen!

(Unterhalb: Interview mit SKN St. Pölten-Frauen Präsident Wilfried Schmaus) 

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12terMann.at bzw 12teFrau: Herr Schmaus, wie stehen Sie zum Abbruch der Frauen Bundesliga?

Wilfried Schmaus: Ich sehe die Entscheidung des ÖFB als alternativlos, da wir bis Ende Juni Fußballplätze per Verordnung nicht betreten dürfen. „Geisterspiele“ sind daher für uns alleine aus diesem Grund schon nicht möglich. Meiner Wahrnehmung „dürfen“ die Männer Bundesliga-Vereine nach Vorlage eines Konzeptes, welches ich nicht kenne, versuchen die Saison fertig zu spielen. Ich bin nicht unglücklich dass mir durch diese Voraussetzungen die Entscheidung – hier im Gesichtspunkt der „Arbeitgeberverantwortung gem. ASChG § 3“ – abgenommen wurde.

Ist das aber nicht unfair?

Die Frage der „Unfairness“ möchte ich mit einem wirtschaftlichen Vergleich „Champions League“ beantworten. Runde der letzten 32 „Startgeld für Männer € 15,25 Millionen, bei Frauen € 70000,- hier zeigt sich, dass es wohl leider nicht möglich ist Frauen- mit Männerfußball gleich zu behandeln.

Welche Folgen hatten die letzten Wochen der Corona-Krise bisher im Verein? Wie hart hat Sie die Krise bisher getroffen?

Die Einstellung des Sportbetriebes per 13.3. hat den persönlichen Kontakt innerhalb des Vereins auf „Null“ gesetzt. Die Kommunikation via Neuen Medien ist derzeit die einzige Möglichkeit sich auszutauschen. Wirtschaftlich fehlen neben den „Heimspieleinnahmen – also Zuschauer, Matchdaypartner etc. auch die erfolgsabhängigen Sponsorleistungen. Die Umstellung auf Kurzarbeit erfolgte, ist jedoch nach wie vor formal seitens AMS nicht abgeschlossen. Eine Endbewertung können wir hier noch nicht durchführen, da wir auch hier im Austausch mit unseren Sponsoren/Förderern stehen und nicht überall schon finale Antworten am Tisch liegen haben.

Wissen Sie schon wie es jetzt bei Ihnen im Verein weitergehen wird? Nachdem ja jetzt wohl etwas länger nicht gespielt wird..

Derzeit gehen wir von einem Beginn des Trainingsbetriebes per Juli und des Spielbetriebs per August/September aus. Welche Auswirkungen es auf die Psyche und Physies unserer Spielerinnen haben wird sich erst zeigen.

Wie ist die Situation in Österreich? Denken Sie, wird es noch eine harte Zeit für den Frauen-Fußball?

Ich denke, wie im gesamten Sportbereich, wird sich auch der Frauenfußball auf harte Zeiten einstellen müssen. Interessant wird sein, wie in Gesamtvereinen mit der Sektion „Mädchen- und Frauen“ bei notwendigen monetären Kürzungen umgegangen wird – hier sehe ich die Gefahr der negativen Bevorzugung.

Großveranstaltungen sind bis Ende August verboten, daher wird wohl jedes Sportevent wenn als Geisterevent stattfinden – ist es möglich, dass man die
neue Saison dann zumindest mit Geisterspielen beginnt?

Ich rechne mit einem Gleichklang „Schule“ mit „Mannschaftssportarten“ und hoffe daher das bis spätestens Anfang September mit Beidem begonnen werden darf.
Wenn unter „Geisterspielen“ ohne Zuschauer, jedoch sonst keine Auflagen, gemeint ist, dann beantworte ich das mit JA

(Anm. Die Fragen wurden vor der Regierungs-Pressekonferenz am 21.04.2020 beantwortet, in der erste Pläne zur schrittweisen Öffnung der Schulen Mitte Mai präsentiert wurden.)

David Chomiczuk

David CHOMICZUK
(Redaktion)

Bei 12terMann seit: 04/2017

M: david.chomiczuk@12termann.at