Österreichische Bundesliga

Robert Weinstabl: „Es war höchste Zeit für Veränderungen“

Der 34-Jährige Robert Weinstabl ist seit rund einem Jahr Trainer des SKU Ertl Glas Amstetten, welcher in der kommenden Spielzeit in der neuen 2. Liga spielen wird. 12terMann.at hat sich mit ihm zu einem Interview getroffen, in dem er uns erzählte, warum er sich bereits in jungen Jahren für eine Trainerlaufbahn entschieden hat, woher der Trend zu jungen Coaches kommt und welche Ziele er als Trainer verfolgt.

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12terMann.at: Du bist jetzt seit letzten Sommer Trainer in Amstetten. In der abgelaufenen Saison habt ihr, nicht unerwartet, den Aufstieg in die neue zweite Liga gepackt. Was ging dir durch den Kopf, als du erfahren hast, dass der Aufstieg fix ist?

Robert Weinstabl: Meine ersten Gedanken galten meinen Spielern. Die Jungs haben ein Jahr lang hart auf dieses Ziel hingearbeitet und sich den Aufstieg mehr als verdient. Persönlich habe ich natürlich auch eine große Erleichterung verspürt, denn ich habe dem Ziel „Aufstieg“ vieles untergeordnet und auch das Beerben einer Amstettener Trainerlegende wie Heinz Thonhofer war nicht einfach.

Inwiefern hattet ihr vor der Saison den Aufstieg im Auge?

Der Vorstand hat mich mit dem Hintergedanken nach Amstetten geholt, um neue Trainingsreize zu setzten beziehungsweise der Mannschaft taktische Inputs mitzugeben, ohne dabei die Amstettener Vereinsphilosophie mit Spielern aus dem Mostviertel zu vernachlässigen. Richtig konkret wurde das Thema „Aufstieg“ erst, nachdem wir uns nach der Hinrunde im oberen Tabellendrittel etabliert haben.

Wie denkst du über die neue zweite Liga?

Ich denke es war höchste Zeit für Veränderungen. Das Zuschauerinteresse und auch die Qualität der zweiten Liga haben in den letzten Jahren ein wenig nachgelassen. Nun wurden durch diese Reformen wieder neue Reize gesetzt. Rein sportlich wird sich zeigen wie sich die Liga entwickeln wird. Über die gesamte Saison gesehen denke ich schon, dass die Schere zwischen Profi- und Amateurmannschaften etwas auseinandergehen wird.

Du hast dich mit damals 24 Jahren ja bereits sehr früh für eine Trainerlaufbahn entschieden, was war der ausschlaggebende Grund dafür?

Wie bei vielen anderen Kollegen, die bereits in jungen Jahren ins Trainergeschäft einsteigen, waren auch bei mir Verletzungen ausschlaggebend. Ich hatte bereits mit 14 Jahren einen Kreuzbandriss und die Jahre danach immer wieder Probleme mit dem Knorpel. Irgendwann habe ich dann gesagt: „Genug ist genug“.

Woraus beziehungsweise wodurch lernt man als Trainer am meisten?

Ich lese sehr viel über Trainer. Wie sie ticken, warum sie wie spielen lassen oder wie sie ihre Mannschaften führen. Letztlich lege ich aber großen Wert auf Eigenreflexion. Es gibt kein Training oder Spiel, welches ich nicht persönlich hinterfrage und durch dieses „learning by doing“ versuche ich mich Konsequent weiterzuentwickeln. Klar sind auch regelmäßige Trainerausbildungen, Hospitationen oder der Austausch mit Kollegen ein wesentlicher Lernbaustein.

Wie erklärst du es dir, dass es heute gegenüber früheren Zeiten so viele junge Trainer gibt? Es ist ja keine 25 Jahre her, da gab es kaum Trainer, die jünger als 45 oder 50 Jahre waren?

Ich denke das hat nicht nur, aber auch ein wenig mit der Spielergeneration zu tun. Die Jungs ticken heute anders als noch vor einigen Jahren. Die Spieler von heute hinterfragen viel und machen sich selbst viel Gedanken über Training oder Taktik. Sie wollen einen Trainer der sie entwickelt, der sich mit ihren Stärken und Schwächen auseinandersetzt und ihnen das Gefühl der Wertschätzung mitgibt. Primär geht es darum, wie ein Trainer Inhalte vermittelt, da ist es nicht unbedingt entscheidend ist ob er 30 oder 60 Jahre alt ist beziehungsweise in der Bundes- oder Landesliga gespielt hat. Letztlich halte ich aber von der aufkommenden Trainergenerationsdebatte relativ wenig, denn jedes Alter bringt seine Vor- und Nachteile mit sich.

Was hat sich deiner Ansicht nach generell im Trainersektor in Österreich gegenüber früher verändert?

Ich glaube das Trainergeschäft ist „offener“ aber auch „volatiler“ geworden. Die Vereine sind flexibler in der Trainerauswahl. Ich denke man kann schon einen leichten Trend zu jungen Trainern erkennen, wobei, wie man an Wacker Innsbruck-Erfolgstrainer Karl Daxbacher sieht, nicht das Alter zählt, sondern ob du als Coach mit deiner Mannschaft erfolgreich bist.

Was kannst du jungen Menschen weitergeben, die eine Trainerkarriere einschlagen wollen?

Den ständigen Willen zu haben, sich zu entwickeln und mit der nötigen Demut an die tägliche Arbeit am Platz heranzugehen. Wichtig ist meiner Meinung außerdem, dass man zwar einen klaren, aber auch flexiblen Plan von seiner Spielidee und vom Umgang mit seinen Spielern hat.

Deine persönliche Trainerkarriere geht ja in der kommenden Saison mit dem Kapitel „2. Liga“ weiter. Welche Ziele hast du mit dem SKU Amstetten?

Meine persönlichen Ziele stehen immer im Einklang mit dem Verein. Wir wollen den „Mostviertler-Weg“ auch eine Liga höher nachhaltig vorsetzten. Mehr als 80% unseres Kaders bestehen aus Spielern aus der unmittelbaren Region, wir wollen uns Schritt für Schritt in der Liga etablieren. Da wir als Amateurteam die 2. Liga in Angriff nehmen, müssen wir sehr demütig an die Aufgabe herangehen und wie auch schon in der Ostliga alles „step by step“ hart erarbeiten.

Bis Saisonstart ist sicher noch einige Arbeit zu tun, was wird in der neuen zweiten Liga den Ausschlag über Erfolg oder Misserfolg geben?

Es sind schon einige Punkte, welche sich erst einmal entwickeln müssen. Weil sie letztlich auch für meine Spieler neu sind. Aber unter dem Strich haben wir ein super Kollektiv mit Leistungsträgern rund um Kapitän Mario Holzer, Routinier [spielerprofil spieler=“Thomas Hinum“] oder unseren Goalgetter Milan Vukovic. Wenn wir im Kollektiv so funktionieren wie im letzten Jahr, dann werden wir auch in der 2. Liga unsere Ziele erreichen.

Wenn du dir drei Spieler aussuchen könntest, die du in der kommenden Spielzeit in deiner Mannschaft haben könntest – wer wäre das?

Ich brauche keine neuen Spieler, denn ich habe aktuell meine Wunschspieler in meinem Kader. Denn wie schon erwähnt, wir haben ein sehr gutes Kollektiv und mit Milan Vukovic einen absoluten Toptorjäger. Mein Wunsch geht eher in die Richtung, dass unsere derzeit verletzten Spieler wie Lukas Deinhofer, Sascha Fahrngruber oder Patrick Schagerl bis zum Saisonstart wieder voll einsatzfähig sind.

Wer sind deiner Meinung nach die Favoriten auf den Aufstieg?

Am stärksten schätze ich den FC Liefering ein, die jedoch nicht aufsteigen dürfen. Somit denke ich, dass einer aus dem Trio SV Ried, WSG Wattens oder Austria Lustenau am Ende die Nase vorne haben wird. Auch Blau-Weiß Linz oder der SC Wiener Neustadt (sofern Ligateilnehmer, Anm.) werden eine gewichtige Rolle spielen. Zudem haben sich die beiden Aufsteiger SV Lafnitz und Austria Klagenfurt ebenso sehr gut verstärkt.

Worauf legt der Trainer Robert Weinstabl besonderen Wert?

Ich fasse meine Antwort kurz und bündig in 4 Punkten zusammen: Disziplin, Fleiß, Demut und liebe fürs Detail.

Was waren die bisherigen Highlights deines Trainerlebens?

Der Nichtabstieg aus der Ostliga nach einem totalen Kaderumbruch und einer sehr jungen Mannschaft mit dem SC Sollenau und natürlich der jetzt der Aufstieg mit dem SKU Ertl Glas Amstetten. Das waren schon tolle Highlights. Vor allem, weil ich als junger Trainer wesentliche Erfahrungswerte im Auf- und Abstiegskampf sammeln durfte. Nichtsdestotrotz sind für mich die besonderen Highlights, wenn ich meinen Teil dazu beitragen darf, um einzelne Spieler und in weiterer Folge die gesamte Mannschaft weiterzuentwickeln. In Amstetten ist es uns letztes Jahr aufgrund unserer taktischen Weiterentwicklung gelungen mit 68 Toren die meisten in der Liga zu erzielen. Ich denke auch, dass jeder Spieler hat individuell einen Schritt nach vorne gemacht. Wenn ich dann zum Beispiel die Entwicklung, vor allem von jungen Spielern wie David Pudelko oder Daniel Scharner sehe, ist dies für mich mehr „Highlight“ als alles andere.

Welchen Club würdest du gerne einmal trainieren?

Gute Frage. Im Fußball geht es immer um das „hier und jetzt“ und derzeit arbeite ich bei einem guten Klub mit einer tollen Mannschaft. Langfristig gesehen würde mich die Trainerarbeit in Deutschland sehr reizen. Egal bei welchem Klub oder in welcher Liga. Weil mir die Strukturen, die Ordnung, die Disziplin, die Einstellung und der professionelle Zugang zum Fußball sehr gut gefallen. Auch Vereine in der 3. oder 4. Liga arbeiten dort auf einem sehr hohen und extrem professionellen Niveau.

Danke für das Gespräch!

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