Österreichische Bundesliga

Oliver Prudlo: „Die Schere geht immer weiter auseinander“

Am Rande des von der Spielergewerkschaft VdF („Vereinigung der Fußballer“) organisierten Trainingscamps für vereinslose Spieler in Steinbrunn hat sich 12terMann.at mit Projektleiter und Ex-Bundesligaspieler Oliver Prudlo zu einem Interview getroffen.

In diesem erzählte er uns wie das VdF-Camp entstand, wer die bekanntesten Teilnehmer waren und wie sich die Gigantomanie im Fußball auf das Image des Berufsspielers auswirkt.

Titelbild: Steindy/Wikimedia/CC BY-SA 3.0/Abwandlung

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12terMann.at: Lieber Oliver, vorweg einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Gespräch mit 12terMann nimmst. Du bist ja Projektleiter des Trainingscamps für arbeitslose Fußballer („VdF-Camp“, Anm.). Dieses findet nun bereits zum fünften Mal statt, wie ist die Idee dazu entstanden?

Oliver Prudlo: Danke für die Einladung. Die Idee ist eigentlich schon vor vielen Jahren entstanden, als wir gesehen haben, dass immer mehr Spieler im Sommer auf Vereinssuche sind und daher nach einer Gelegenheit suchen zu trainieren. Wir haben das auch in anderen Länder gesehen, dass es dort schon seit geraumer Zeit ähnliche Art von Trainingslagern gibt. Wir haben uns dann mehrere Jahre darum bemüht, so etwas auch bei uns zu realisieren, bis es uns im Jahr 2014 schlussendlich geglückt ist.

Wie lande dauert das Camp in der Regel?

Wir machen immer sechs Wochen Betrieb im Sommer. Anfangs haben wir es so gehalten, dass wir das Camp in zwei dreiwöchigen Blöcken mit je einer Woche Pause veranstaltet haben, sind nun aber dazu übergegangen es, wie gesagt, durchgehend in sechs Wochen abzuhalten. Dieses Jahr haben wir am 18. Juni begonnen und werden am 26. Juli den letzten Tag Betrieb haben. 

Was waren die prominentesten Namen, die bisher am Camp teilgenommen haben?

Einer der prominentesten war sicher [spielerprofil spieler=“Jörg Siebenhandl“], der ja aktuell sogar Nationalspieler ist. Außerdem waren auch noch Leute wie [spielerprofil spieler=“Michael Gspurning“], Peter Hlinka oder [spielerprofil spieler=“Hans-Peter Berger“] im Camp zu Gast. 

Da könnt ihr wirklich stolz darauf sein. Wie sieht es mit der Zukunft des Camps aus? Wird es auch in den nächsten Jahren stattfinden?

Das ist immer davon abhängig wie erfolgreich wir arbeiten. Es liegt teilweise an uns und teilweise auch daran, wie viele Spieler gesucht werden. Wir haben ja heuer die Ligareform, somit gibt es in den ersten beiden Ligen statt 20 nun 28 Vereine, wobei in der zweiten Liga der Profibetrieb ja kein Muss mehr ist. Bisher schlägt es sich aus unserer Sicht allerdings so nieder, dass wir heuer einen Rückgang an arbeitslosen Fußballern erleben.

Lass uns kurz über die Gigantomanie im Fußball sprechen. Wenn man sich den internationalen Fußball so ansieht, werden dort ja exorbitante Summen für Fußballspieler bezahlt. Ist das eine Blase, die bald platzen wird oder ist die Grenze nach oben offen?

Ein Ende scheint noch nicht erreicht zu sein. Offenbar fließt noch immer aus verschiedensten Quellen sehr viel Geld in den Profifußball. Es zeigt ich aber, dass die Schere immer weiter aufgeht. In der Champions League kann man die letzten vier bis acht Teams ja beinahe vorhersagen, da gibt es fast keine Ausreißer mehr. Ich sehe diese Entwicklung nicht positiv. Diese Blase wird aber wahrscheinlich irgendwann einmal platzen und der Kapitalzufluss wird aufhören. Wann das passiert ist aber derzeit noch nicht absehbar, wenn man sieht welche Begeisterung um den Fußball nach wie vor herrscht. Man sieht das aktuell bei der Weltmeisterschaft, wo Menschen aus Südamerika nach Russland kommen und schätzungsweise 20.000 Kolumbianer im Stadion sind. Letztlich spiegelt der Fußball, glaube ich, die weltweite Entwicklung wieder. Fußball ist eine Art Turbokapitalismus, wir haben diese Globalisierung, diese globalisierten Kapitalflüsse und das spielt natürlich in den Fußball hinein. Da gibt es natürlich viele Akteure, die sich mittlerweile als Player im Fußball beweisen wollen. Wenn man sich ansieht, wie Katar in seine Weltmeisterschaft oder in Paris Saint-Germain investiert, das zeigt, dass der Fußball etwas ist, mit dem man sich ein Image verschaffen kann.

Wie wirkt sich das deiner Meinung nach auf den Beruf und das Image des Profifußballers aus?

Das ist eine gute Gelegenheit um eines wieder einmal festzuhalten: Wenn man das Wort „Profifußballer“ hört, denken viele Menschen, alle Fußballer verdienen sehr gut, wären reich und hätten schon ausgesorgt. Gerade in unserem Camp erleben wir das andere Ende der Fahnenstange. Da ist ein Profifußballer, der gleich viel trainiert wie beispielsweise ein Star in London, aber gerade so durchkommt. Wir haben in Österreich einen Mindestlohn, der jetzt auf 1.300 Euro brutto erhöht wird. Dieser wird dann für viele Vereine zu einer Art Richtlinie, wo diese sagen „das können wir gerade noch schaffen“. Es ist halt bei uns nicht so viel Kapital vorhanden. Die Schere geht nicht nur bei den Vereinen, sondern auch bei den Spielern immer weiter auseinander.

Danke für das Gespräch!

 

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