Rest der Welt

Interview mit Martin Pusic

Fern der Heimat zum Goalgetter mutiert

Martin Pusic ist konsequent seinen Weg gegangen und hat es über Stationen in England und Norwegen bis zum aktuellen Tabellenführer in der dänischen Alka Superliga geschafft – für den FC Midtjylland hat er in neun Spielen bislang sechs Treffer erzielt und führt mit insgesamt fünfzehn Toren auch die Torschützenliste in Dänemark an. In unserem Interview erzählt er uns über seine bisherige Karriere, seine innere Beziehung zu Jesus und nimmt zur ÖFB-Thematik Stellung. 

12terMann: Sehr geehrter Herr Pusic – vorab herzlichen Dank, dass Sie sich für ein Interview mit 12termann.at Zeit genommen haben!

Martin Pusic: Kein Problem, bitte gerne.

 

Sie stehen seit dem 02.02.2015 beim FC Midtjylland unter Vertrag, der gleichzeitig auch die dänische Liga anführt. Seit Ihrer Ankunft sind Sie im Sturm gesetzt, haben neun Spiele bestritten und dabei 6 Treffer erzielt. Besser hätte man sich einen Start bei einem neuen Klub nicht wünschen können, oder?

Ja, sicher das war ein super Start für mich. Ich bin im Winter neu in die Mannschaft gekommen, die damals bereits acht Punkte Vorsprung auf den zweiten Tabellenplatz hatte. Ich konnte seit meiner Ankunft sehr viel dazu beigetragen, dass wir mittlerweile bereits elf Punkte vor dem Tabellenzweiten liegen. Der Transfer war eine tolle Sache für mich, sind wir gemeinsam doch auf dem besten Weg erstmals den Titel in Dänemark zu holen.

 

Der FC Midtjylland liegt in der Alka Superliga wie bereits erwähnt an der Tabellenspitze, elf Punkte dahinter liegt auf Platz zwei der große FC Kopenhagen. Der zweite dänische Großklub, der FC Bröndby, hat auf dem dritten Rang liegend bereits 22 Punkte Rückstand. Wie schafft man es als Dorfklub – wenn man dieses in Österreich so beliebte Wort heranzieht – so erfolgreich zu arbeiten?

Der FC Midtjylland selbst ist noch ein relativ junger Klub, der erst seit fünfzehn Jahren existiert und durch die Fusion zweier ehemaliger Klubs (Anmerkung der Redaktion: Herning Fremad und Ikast FS) hervorgegangen ist. In der Tat ist der Klub zwar in einer kleinen Stadt beheimatet (Anmerkung der Redaktion: Herning hat etwa 48.000 Einwohner), doch arbeiten tolle Leute in diesem Verein. Im Sommer 2014 ist der Eigentürmer vom FC Brentford auch beim FC Midtjylland eingestiegen, hat beinahe den gesamten Verein übernommen. Das hilft natürlich finanziell weiter, doch der Verein hat seit seiner Gründung einen strikten Plan verfolgt, so arbeitet man – um nur ein Beispiel zu nennen – sehr viel mit Statistiken.

 

Ihre Karriere hat in den letzten Jahren mächtig an Schwung gewonnen. Seit Juli 2011 waren Sie bei sechs verschiedenen Klubs unter Vertrag – von England ging es über Norwegen nach Dänemark. Mit Ausnahme von Hull City sind Sie bei jedem Verein sofort explodiert. Wie können Sie sich diese enorme Entwicklung erklären, können Sie sich so einfach an neue Situationen anpassen?

Ich habe schon von Beginn an gewusst, dass ich großes Talent im Fußball habe, doch wollte ich bei Austria Wien als junger Bursch nicht in die Akademie. Meine ersten Profieinsätze habe ich dann für die Vienna in der Regionalliga bestritten, wo ich allerdings zumeist als linker Flügelspieler eingesetzt wurde und nicht so gut funktioniert habe. Der eigentliche Grund, warum es so rasant bergauf gegangen ist, liegt allerdings darin, dass ich seit 2011 Jesus folge. Ich habe seitdem zu Jesus gefunden, der mir die nötige Kraft gibt. Ich bin in einer sehr engen Beziehung zu Gott und das ist auch der Grund, warum ich in den letzten Jahren so häufig gewechselt habe – das liegt nicht daran, dass ich ein Wandervogel bin, sondern weil ich weiß, dass ich in eine Topliga gehöre. Ich habe von Beginn an ein großes Talent gehabt, doch durch den richtigen Weg mit Jesus Christus sieht man auch mein Talent, da ich es jetzt durch seine Kraft, seinen Weg und seine Liebe wirklich ausschöpfen kann. Durch Jesus habe ich mein Leben unter Kontrolle, weiß ganz genau, was ich zu machen habe, und treffe die richtigen Entscheidungen.

 

Parallel zu Ihren Leistungen hat sich auch Ihr Marktwert rasant erhöht – man munkelt, dass Sie dem FC Midtjylland im Winter satte 1 Million Euro Wert waren. Für dänische Verhältnisse ist so eine Summe verhältnismäßig hoch. Ist solch eine Ablösesumme nicht auch ab und an eine Belastung, beziehungsweise erhöht sich dadurch der Druck?

Darf ich dazu etwas sagen? Ich bin viel mehr wert als eine Million Euro, denn ich sehe meinen Wert nicht in Geld – ich bin der Wert von Jesus Blut, denn er ist für mich gestorben. Ich empfinde auch keinen Druck, denn ich habe auf dieser Welt nichts zu verlieren. Ich genieße den Fußball wie ein kleines Kind und spiele einfach das, was ich kann. Manchmal läuft es besser, manchmal halt nicht, doch durch die Kraft Gottes ist der Fußball für mich ganz einfach.

 

Ich genieße den Fußball wie ein kleines Kind und spiele einfach das, was ich kann. 

 

Ihr Vertrag beim FC Midtjylland läuft noch bis 31.12.2017, doch aufgrund Ihrer grandiosen Leistungen in Dänemark werden jetzt bereits Gerüchte laut, die Sie mit Vereinen aus Deutschland in Verbindung bringen – der SV Werder Bremen soll an Ihnen Interesse haben. Können Sie dazu etwas sagen, oder beschäftigen Sie diese Gerüchte gar nicht?

Natürlich ist das schön, wenn man hört, dass Klubs an einem Interesse haben. Ich weiß auch, dass Scouts von mehreren Vereinen bei uns im Stadion sind und sich unsere Spiele anschauen. Das liegt aber nicht nur an mir, sondern es gibt hier mehrere interessante Kicker. Die Scouts kommen auch, weil wir mit einem solch großen Vorsprung Tabellenführer sind – das fällt einfach auf, da zumeist der FC Kopenhagen oder der FC Bröndby den ersten Platz innehat. Doch nachdem ich ja auch jener Spieler im Klub bin, der bis dato am meisten Tore erzielen konnte, wecke ich natürlich das Interesse anderer Klubs, aber ich kann versichern, dass bislang noch kein Klub an mich herangetreten ist. Ich bin Spieler des FC Midtjylland und konzentriere mich voll und ganz auf die letzten acht Runden in der Meisterschaft, um den Titel nach Hause holen zu können.

 

Ich nehme an, die deutsche Liga würde Sie reizen, zuletzt ließen Sie mit der Wortmeldung aufhorchen, dass Sie selbst für den großen FC Bayern München eine Verstärkung wären?

Ja, absolut. Schon als junger Profi wollte ich immer nach Deutschland wechseln. Aus meiner Sicht ist die deutsche Bundesliga die beste Liga der Welt – alles ist komplett, die Stadien, die Zuschauer. In Deutschland wissen sie einfach, was sie tun, es hat alles Hand und Fuß und deswegen würde ich gerne dort spielen. Ich glaube, ich könnte mich in dieser Liga noch wirklich verbessern, auch weil das ganze Umfeld noch deutlich professioneller aufgebaut ist, als dies in anderen Ligen der Fall ist.

 

Herr Pusic, Sie haben bei Ihren bisherigen Karrierestationen bereits auf mehreren Positionen gespielt, darunter auch mal als defensiver Mittelfeldspieler. Mittlerweile sind Sie zumeist als Mittelstürmer eingesetzt. Welche Position sagt Ihnen am meisten zu?

Bei der Vienna habe ich wie gesagt zumeist als linker Flügelspieler auflaufen dürfen, auch im Mittelfeld wurde ich während meiner Karriere ab und an aufgeboten, doch meine Lieblingsposition ist und bleibt der Sturm.

 

Sie haben im Laufe Ihrer Profikarriere in mehreren Ländern gespielt, gerade die norwegische und dänische Liga gelten als Sprungbrett für größere Ligen. Stellen wir einen Vergleich mit der österreichischen Liga an, wo liegen Ihrer Meinung nach die Unterschiede?

Der größte Unterschied liegt wohl darin, dass in den nordischen Ligen sehr kampfbetont gespielt wird, das Spiel von vielen Zweikämpfen geprägt ist. Ich glaube aber auch, dass das mit den Nationalteams zusammenhängt – Dänemark und Norwegen hatten zumeist erfolgreiche Nationalteams und dadurch rückten auch die Ligen in den Fokus. Das gleiche Phänomen kann man jetzt ja auch in Österreich erkennen; das Nationalteam wurde in den letzten Jahren deutlich stärker und so rückte auch die österreichische Liga wieder mehr in den Blickpunkt.

Dann gibt es noch den Punkt, dass in Norwegen und Dänemark das Niveau der Ligen aus meiner Sicht ausgeglichener ist. Es gibt mehrere Mannschaften, die Meister werden können, im Vergleich dazu wurde in Österreich der Meisterteller in den letzten Jahren häufig nach Salzburg vergeben.

 

Durchforstet man die neuen Medien, so wird man weder einen Twitter-Account von Ihnen finden noch haben Sie eine Facebook Fanpage? Heutzutage ist dies atypisch, aus meiner Sicht aber eine tolle Sache. Wie stehen Sie zu dem momentanen Internet-Hype?

Ich bin nicht der Typ dafür, brauche meine Privatsphäre und muss nicht von jedem Training ein Foto auf Twitter stellen. Ich genieße einfach mein Leben, es gibt so viel Wichtigeres als Fotos auf Facebook und Twitter zu veröffentlichen. Ich bin auch nicht der Typ, der sich eine Fanpage bastelt, das brauche ich nicht. Wenn jemand eine Page machen will, dann darf er es gerne tun, doch ich lebe einfach die Momente, und wenn man permanent Bilder schießt, dann kann man sein Leben nicht wirklich genießen.

 

…, es gibt so viel Wichtigeres als Fotos auf Facebook und Twitter zu veröffentlichen

 

Herr Pusic, lassen Sie uns noch etwas über das österreichische Nationalteam plaudern – darf ich Sie fragen, ob Sie die Spiele des Nationalteams verfolgen?

Ich verfolge sowohl die österreichische als auch die kroatische Nationalmannschaft – natürlich kann ich mir nicht jedes Spiel zu Gemüte führen, doch muss ich sagen, dass das österreichische Nationalteam zurzeit wirklich guten Fußball spielt. Auch halte ich mich permanent auf verschiedenen Homepages auf dem Laufenden, stehe mit mehreren Spielern, wie z.B. mit Rubin Okotie, Tomas Simkovic und Mihret Topcagic noch in Kontakt.

 

Schaffen es die Österreicher aus Ihrer Sicht nach Frankreich zur EM 2016?

Ja, aus meiner Sicht ist es ziemlich sicher, dass Österreich zur Europameisterschaft nach Frankreich fährt, da das Nationalteam wie gesagt wirklich sehr stark ist. Mir gefällt die Art, wie sie spielen, und der Kader ist wirklich mit guten Spielern bestückt.

 

Können Sie sich vorstellen, dass Sie in Zukunft mal das österreichische Nationaltrikot überstreifen?

Ich habe bereits öfters erwähnt, dass es mein größter Traum ist, mal für Kroatien auflaufen zu können. Das geht darauf zurück, dass einerseits meine Eltern aus Kroatien stammen und ich 1998 die aus kroatischer Sicht so erfolgreiche Fußballweltmeisterschaft verfolgt habe und mich dieses Team damals begeistert hat. Ich bin aber dennoch auch für Österreich offen, schauen wir, was die Zeit bringt.

 

Gab es seitens des ÖFB bereits eine Kontaktaufnahme?

Nein, es gab bisher weder mit dem österreichischen noch mit dem kroatischen Nationalteam Kontakt. Zurzeit will ich über diese Thematik auch nicht wirklich nachdenken, da ich noch acht wichtige Meisterschaftsspiele vor mir habe, die womöglich über meine weitere Karriere entscheiden könnten.

 

Herr Pusic, vielen herzlichen Dank für das Interview und viel Glück für die restliche Saison!

Danke auch. Gott segne dich!

 

 

 

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(Christian Semmelrock)

Christian Semmelrock

 

Christian SEMMELROCK
(Redaktion / Charity)

Bei 12terMann seit: 11/2013

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