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Gewinner und Verlierer der FIFA WM 2018

GEWINNER

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Frankreich

Mit dem wohl besten Kader aller Teilnehmer ging Frankreich in das Turnier, nach dem Triumph 1998 sollte der zweite Titel her. In der Vorrunde konnte die Équipe Tricolore spielerisch wenig überzeugen, doch die Franzosen waren effizient. Diese Eigenschaft hat das Team von Trainer Didier Deschamps bis zum Ende des Turniers beibehalten. Viele Fans und Experten hatten ein Offensivfeuerwerk erwartet, doch Deschamps hatte andere Pläne. In der Abwehr ließ er gleich vier Innenverteidiger starten, dazu gesellten sich mit Paul Pogba, N´Golo Kante und Blaise Matuidi drei defensive Mittelfeldspieler. Nach dem Halbfinale mussten sich die Franzosen den Vorwurf gefallen lassen zu defensiv und destruktiv zu spielen, doch diesen Vorwurf kann man nicht gelten lassen. Elf Tore bedeuten einen neuen Höchstwert erzielter Treffer in der K.o.-Phase seit das Achtelfinale eingeführt wurde. Eine weitere Qualität der Franzosen war die Stärke bei ruhenden Bällen. Was im Spiel nicht funktionierte konnte durch Standards kompensiert werden. Im Finale hatte die Équipe Tricolore vor den ersten beiden Treffern zwar auch viel Glück, doch in der zweiten Halbzeit zeigte sich phasenweise die große Klasse der Franzosen. In keinem Spiel der WM wirkte es so als könnte den Weltmeister von 1998 besiegen, Frankreich ist ein verdienter Sieger. Deschamps hat die WM als Spieler und Trainer gewonnen, das ist zuvor nur Franz Beckenbauer und Mario Zagallo gelungen.

 

Kroatien

Dass die Kroaten über gute Spieler verfügen war und ist kein Geheimnis. Was die Südosteuropäer bei dieser WM geleistet haben konnte im Vorhinein allerdings niemand vorhersagen. Die Kroaten überzeugten mit ihrer Art Fußball zu spielen, die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic war ein eingeschworenes Team. Auch die Gier der Spieler unterschied die Karierten von anderen Teams, jeder wusste wie er sich einbringt. Es machte ihnen anscheinend nicht einmal viel aus im Achtel-, Viertel- und Halbfinale jedes Mal in die Verlängerung zu müssen. Spätestens im Elfmeterschießen hatten die Kroaten dann das Glück auf ihrer Seite. Zusätzlich erspielte sich die Mannschaft die Sympahien der Fans aus der ganzen Welt. Erst im Finale endete der Erfolgslauf, den Franzosen musste man sich mit 2:4 geschlagen geben. Bitter sind allerdings die Entscheidungen die zu den ersten beiden Treffern der Équipe Tricolore führten. Vor dem 0:1 gab es einen Freistoß der keiner war, über das Handspiel im Strafraum von Ivan Perisic kann man diskutieren. Den Strafstoß hätte es allerdings nicht geben dürfen. Kroatien, jetzt immerhin Vizeweltmeister, kann stolz auf die gezeigte Leistung sein. Mit Luka Modric haben die Karierten den besten Spieler dieser WM im Kader, das Timing der Preisübergabe war allerdings kein gutes. Wenige Minuten nach der Finalniederlage stand Modric mit seinem Preis alleine auf dem Podest, seine Trauer über den verpassten Weltmeistertitel konnte ihm jeder ansehen.

 

Belgien

Wer auf schnellen Umschaltfußball steht musste das Spiel der Belgier lieben. Aus einem Geheimfavoriten der letzten Jahre ist ein Mitfavorit geworden. In der Vorrunde konnten die Roten Teufeln alle drei Spiele gewinnen, neun Tore bedeuten den höchsten Wert aller 32 Teams. Auch mit Rückschlägen konnte das Team von Trainer Roberto Martínez umgehen. Im Achtelfinale gegen Japan verwandelten die Belgier einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg. Sehenswert der Siegtreffer: Nach einer Ecke erhält Kevin de Bruyne den Ball von Tormann Thibaut Courtois, der Mittelfeldspieler sprintete über den halben Platz, spielte den Ball nach außen und fand Thomas Meunier der den Ball in den Strafraum passte. Romelu Lukaku ließ das Spielgerät an sich vorbei rollen und so erreichte der Pass den völlig freistehenden Nacer Chadli, der den Treffer erzielte. Im Viertelfinale schalteten die Roten Teufeln Topfavouriten Brasilien aus, besonders in der ersten Halbzeit überzeugte die Mannschaft von Martínez. Die einzige Niederlage gab es dann im Halbfinale, als man sich Frankreich mit 0:1 geschlagen geben musste. Danach wüteten die Spieler über die, aus ihrer Sicht, destruktive Spielweise von Frankreich. Zum Abschluss feierten die Belgier dann doch noch ein Erfolgserlebnis, als man zum zweiten Mal bei dieser Weltmeisterschaft England besiegte und sich den dritten Platz sicherte. Courtois wurde mit dem goldenen Handschuh für den besten Tormann des Turniers ausgezeichnet.

 

England

Mit Gareth Southgate haben die Three Lions einen Trainer der die Stärken seines Teams kennt und die Schwächen immer und immer wieder trainieren lässt, bis auch diese zu Stärken werden. Tore wurden herausgespielt oder durch Standards erzielt und sogar ein Elfmeterschießen konnten die Engländer gewinnen. Vorne sorgte Harry Kane für Treffer und hinten fiel Tormann Jordan Pickford durch seine gezeigte Leistung auf und nicht, wie viele seiner Vorgänger, durch Patzer. In den besten Phasen ihrer Spiele wirkten die Three Lions wie ein ernsthafter Titelanwärter. Spätestens nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Kolubien entfachte die Mannschaft von Southgate eine Euphorie im eigenen Land, man träumte vom zweiten Titel nach 1966. Beendet wurden diese Träume dann im Halbfinale, gegen Kroatien mussten sich die Three Lions mit 1:2 nach Verlängerung geschlagen geben. Im Spiel um Platz drei verloren die Engländer, wie schon in der Vorrunde, gegen Belgien und kehrten mit (fast) leeren Händen heim. Mit sechs Treffern wurde Kane zum besten Torschützen des Turniers. Das Fundament der Engländer steht schon einmal, jetzt gilt es daran zu arbeiten. Wenn das gelingt können die Three Lions bei den nächsten Turnieren sicher ganz vorne mit dabei sein.

 

Nike

Den Sportartikelhersteller aus der USA kann man zu den großen Gewinnern dieser WM zählen. Schon vor dem Turnier gingen über drei Millionen Vorbestellungen für das Trikot von Nigeria ein, zwei Minuten nach dem Verkaufsstart war es im Nike Onlinestore komplett ausverkauft. Auch über den Weltmeistertitel von Frankreich kann sich der Ausrüster freuen, denn das Jersey der Équipe Tricolore mit dann zwei Sternen und dem WM-Pokal wird der nächste Verkaufsschlager. Auch das Trikot von Kroatien ist weder bei Nike noch bei Amazon erhältlich. Und damit hört die Freude wahrscheinlich noch nicht auf. Luka Modric, Thibaut Courtois und Kylian Mbappé – alle drei werden von Nike ausgerüstet – haben die Preise für den besten Spieler, den besten Torwart und den besten jungen Spieler der WM abgeräumt. Und auch Torschützenkönig Harry Kane steht beim Sportartikelhersteller aus der USA unter Vertrag.

 

Russland

Vor dem Beginn der WM war die Stimmung im Land schlecht. Die Nationalmannschaft wartete fast ein Jahr auf einen Sieg und nährte durch schlechte Auftritte in der Vorbereitung nicht die Hoffnung es beim Turnier besser zu machen. Doch dann gelang im Auftaktspiel gleich ein 5:0-Sieg gegen Saudi-Arabien und die Zweifel waren wie weggeblasen. Es kam zu Autokorsos, für Fans aus der ganzen Welt wurde es ein Fest. Vor dem Turnier wurde nicht nur an der russischen Nationalmannschaft gezweifelt, sondern auch an der Sicherheit im Land. Doch es wurde eine friedliche Weltmeisterschaft ohne irgendwelche Zwischenfälle, also ein Fest für die ganze Welt. Dank eines Sieges gegen Ägypten und den erstmaligen Einzug in die K.o.-Phase hielt die gute Stimmung an. Russland war zwar spielerisch meist die schlechtere Mannschaft, schaffte es aber die wenigen Chancen in Tore umzuwandeln. Der Höhepunkt des russischen WM-Märchen war der Sieg im Achtelfinale, als man die favorisierten Spanier im Elfmeterschießen rauswarf. Erst im Viertelfinale musste sich die Sbornaja dem späteren Finalteilnehmer Kroatien geschlagen geben. Wieder ging es ins Elfmeterschießen, diesmal mit dem besseren Ausgang für die Kroaten.

 

Europa

Sechs der acht Teams im Viertelfinale kamen aus Europa. Nur Brasilien und Uruguay „verhinderten“ eine frühzeitige Europameisterschaft, die gab es dann ab dem Halbfinale. Mit Frankreich, England, Kroatien und Belgien machten sich vier Nationen des europäischen Verbandes den Titel unter sich aus. Seit der WM 2006 in Deutschland standen, bis auf Argentinien 2014, nur Teams der UEFA im Finale. Natürlich kann sich bis zur nächsten Weltmeisterschaft viel ändern, allerdings ist irgendwie nicht davon auszugehen, dass sich an der europäischen Dominanz etwas ändern wird.

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