Mental-Coaching

Rapid und das Mentalitätsproblem – wirklich nur Schwachsinn?

Mentales Problem? Nein, so ein Schwachsinn…

Der SK Rapid Wien begann beim gestrigen Bundesliga-Spiel bei Admira Wacker erst in der zweiten Halbzeit Fußball zu spielen und musste sich am Ende trotz zahlreicher Großchancen mit 2:1 geschlagen geben. In der ersten Halbzeit hatten die Grün-Weißen keine nennenswerten Möglichkeiten, es gab viele technische Fehler, wenig Laufbereitschaft, alles viel zu statisch und – wie Djuricin sagte – die Spieler waren „nicht entschlossen genug„.

In der zweiten Halbzeit zeigte sich die Mannschaft von einer anderen Seite, nämlich druckvoller, entschlossener und auch mit einer besseren offensiv Aufteilung.

Titelbild-Bildnachweis: © AiluraWikipedia / CC-BY-SA-3.0 / Abwandlung

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Wettkampffähigkeit vor dem Spiel

Als Mentalcoach wird mir oft die Frage gestellt, wie kann es sein, dass eine Mannschaft die erste Hälfte komplett verschläft? Ohne dass ich die genaue Situation bei Rapid kenne, im Spitzensport ist es Standard, dass Athleten mentale Techniken im Repertoire haben, um sich vor dem Wettkampf in den bestmöglichen mentalen und emotionalen Zustand zu versetzen, um ihre Leistung bei Betreten des Platzes sofort abrufen zu können.

Jeder Spieler sollte seine persönliche Routine kennen, wie er diese Wettkampffähigkeit aufbaut. Dabei gibt es jedoch kein Patentrezept, das für alle gilt. Jeder Spieler ist individuell und braucht seine eigene Routine und seinen eigenen Ablauf. Nachfolgend bringe ich ein paar Beispiele, was Spieler tun können, um diese Fähigkeiten aufzubauen:

  • Diszipliniertes DENKEN und HANDELN (die Gedanken und Bilder im Kopf der Spieler haben emotionale Reaktionen zur Folge. Starke und positive Gedanken unterstützen, um energievoll ins Match zu starten)
  • Diszipliniertes PHYSISCHES Verhalten (jeder Spieler sollte vor dem Betreten des Platzes eine selbstbewusste Körperhaltung einnehmen)
  • Jegliches Negative ignorieren und seinen Fokus auf seine Stärken ausrichten
  • Sich mittels unterstützender Selbstgespräche auf seine Aufgabe konzentrieren
  • Langsam seinen Fokus verengen und seine Intensität steigern

Das wären nur ein paar von vielen weiteren Möglichkeiten, auf das sich Spieler vor dem Match fokussieren können. Wenn sie das anwenden, dann werden sie mit einem veränderten positiven Fokus ins Spiel starten und ab der ersten Minute präsent und entschlossen handeln. Die Voraussetzung ist natürlich, dass diese mentalen Routinen auch im Training immer wieder geübt werden. Ob diese Routinen auch Teil eines jeden einzelnen Rapid-Spielers sind, kann ich persönlich aus der Distanz nicht beurteilen.

Mentales Problem bei Chancen Auswertung

Ein weiteres Thema, das ich ansprechen möchte ist die Chancenauswertung. Im Interview nach dem Match wurde Coach Goran Djuricin gefragt, ob bei der Chancenauswertung nicht vielleicht ein mentales Problem die Ursache ist?

Nein, so ein Schwachsinn. Wir schießen einfach die Tore immer wieder nicht! Wir müssen üben, üben, üben – kann man nichts machen“, antwortete Djuricin.

Meine Meinung dazu: jeder Trainer und Vereinsverantwortliche muss sich bewusst sein, dass jede Handlung immer von einem mentalen Prozess begleitet wird. Jeder Trainer kann diesen mentalen Prozess jedoch BEWUSST beeinflussen oder seinen Verlauf dem Zufall überlassen. Im Fall Rapid könnte man den Stürmern jemanden zur Seite stellen, der mit ihnen diese Situationen individuell verarbeitet und sie dabei unterstützt, ihr Selbstvertrauen (wieder) aufzubauen und zu stärken.

Ich kann nicht beurteilen, wie weit mentales Training Teil der Rapid-Philosophie ist. Aber ich bin überzeugt, wenn sie diesem Aspekt mehr Aufmerksamkeit schenken, werden die Spieler und die gesamte Mannschaft davon profitieren.

In diesem Sinne,

Be strong,
Wolfgang.

Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach und HeartMath® Coach mit einer Praxis in Wien und in der Süd/Ost-Steiermark. Er bringt langjährige Wirtschafts-Erfahrung mit, war selbst erfolgreicher Leistungssportler (unter anderem viertbester Österreich beim Ironman Hawaii 2012) und ist heute Mentalcoach von Einzelsportlern, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen Betreuung von SpielerInnen sowie im mentalen Coaching und in der mentalen Beratung von Fußballmannschaften.

MANA4YOU
Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberater
HeartMath Coach®
Mentalcoach von IRONMAN Austria und von erfolgreichen SportlerInnen

mind@mana4you.at
www.mana4you.at

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Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek  

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