Nationalteam

ÖFB EM-Qualifikation / Russland vs Österreich – Vorbericht & Formcheck

Gelingt in Russland das Meisterstück?

Kein Zweifel, das ÖFB-Nationalteam ist seit der Amtsübernahme von Marcel Koller wieder ein angesehene und respektierte Mannschaft. Die Qualifikation zur EM 2016 in Frankreich ist mittlerweile mehr als wahrscheinlich, selbst die größten Kritiker haben kaum noch Argumente dagegen. Doch ein Schritt fehlt noch für das nötige Selbstvertrauen, um langfristig im Konzert der großen Mitspielen zu können: der Punktegewinn bei einem starken Mitkonkurrenten auswärts. Und dieser Schritt soll heute – idealer Weise mit einem Sieg – vollzogen werden.

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Die Ausgangssituation

Die Tabelle der Gruppe G ist wohlbekannt und für Österreich natürlich sehr erfreulich. Erstmals seit gefühlten 50 Jahren ist man der gejagte Tabellenführer und nicht bereits zur Halbzeit der Qualifikation fast aussichtlos im Hintertreffen.

Tabelle-Gruppe-G-EM-Qualifikation

Für Russland sieht die Situation da schon ganz anders aus. Die Sbornaja ist heute mehr oder weniger zum Siegen verdammt, will man nicht vollends ins Hintertreffen geraten. Und wenn es heute für das Capello-Team schiefgeht, steht man beim nächsten Spiel (daheim gegen Schweden) mit dem Rücken zur Wand. Zudem fällt bei den Russen voraussichtlich der routinierte Innenverteidiger Sergej Ignaschewitsch aus.

Die richtige Einstellung – bei Spielern und Fans

Österreichs Nationalteam kann also eigentlich befreit aufspielen. Marcel Koller meinte bei der abschließenden Pressekonferenz, dass das Spielen auf ein Untentschieden taktisch viel zu riskant sei und auch die Spieler haben mittlerweile allesamt die Einstellung, in jedes Spiel mit der Absicht zu gehen, die vollen Punkte mitzunehmen. Kein Vergleich mehr zur Constantini-Ära, wo man sich im Vorfeld bewusst klein geredet hat und ein Unentschieden als Ziel ausgab. Wer sich ständig klein redet, wird auch klein bleiben. Das neue Selbstbewusstsein ist Wundsalbe auf der geschundenen österreichischen Fußballseele.

Ebenfalls bezeichnend für das neue rot-weiß-rote Selbstbewusstsein ist die Tatsache, dass der Ausfall von David Alaba nicht mehr als nationale Katastrophe gewertet wird, sondern als Tatsache, die nun einmal nicht zu ändern ist. Die Frage lautet nicht mehr „wie“ man Alaba ersetzt, sondern „wer“.

Dieses Selbstbewusstsein hat sich im Laufe der Zeit auch auf die Fans übertragen, in diversen Umfragen zum erwarteten Spielausgang ist ein Sieg Russlands das mit Abstand am seltensten genannte Ergebnis, die Mehrheit geht von einem Punktegewinn unserer Nationalmannschaft aus.

Der Formcheck

Österreich kann bei den Spielern – abgesehen vom zuvor schon erwähnten David Alaba – eigentlich aus dem Vollen schöpfen. Einzig der Einsatz von Martin Harnik, den seit kurzem Rückenprobleme plagen, wird erst kurzfristig entschieden. 

Bei einem Großteil der Spieler, die in der Startelf zu erwarten sind, schlagen sowohl die Formkurve als auch die mentale Komponente nach oben aus. Und auch Spieler, die es zuletzt in ihren Vereinen schwer hatten (z. B. Teamkapitän Christian Fuchs), sind durch die geklärte Zukunft mit neuen Arbeitgebern vor einem psychologischen Neustart und können die Vergangenheit abschütteln. 

Torhüter Robert Almer wird bei Marcel Koller wohl auch heute gesetzt sein, sein Wechsel zur Wiener Austria und die Aussicht auf ein Ende des Reservistendaseins sollten ihn sehr positiv stimmen. Auch Ramazan Özcan ist natürlich angesichts des Aufstiegs in die Deutsche Bundesliga mit dem FC Ingolstadt in einem mentalen Hoch.

In der zu erwartenden Viererkette hat sich Florian Klein zu einem konstanten Stammspieler in der DFL entwickelt, der Klassenerhalt mit dem VfB Stuttgart bringt zusätzlich Selbstvertrauen. Beide Stamm-Innenverteidiger (Martin Hinteregger von RB Salzburg und Aleksandar Dragovic von Dynamo Kiew) kommen als Doublesieger zum Team. Kapitän Christian Fuchs hat das zuletzt traurige Kapitel Schalke abgeschlossen und wird in der neuen Saison in der Premier League bei Leicester City tätig sein. Mit Kevin Wimmer, der vor kurzem seinen Wechsel zu Tottenham bekanntgab, hat Koller einen weiteren Top-Innenverteidiger in der Hinterhand.

Im defensiven Mittelfeld werden Stefan Ilsanker und Julian Baumgartlinger für Stabilität sorgen. Ilsanker ist vermutlich der einzige Spieler in der Stammelf, dessen Formkurve etwas nach unten zeigt. Das muss aber gar nichts sagen, denn die Teamtrainingslager haben sich unter Marcel Koller schon mehrfach als psychologische Wellnessoase bewährt.

Im offensiven Mittelfeld wird wohl links mit Marko Arnautovic, zentral mit Zlatko Junuzovic und rechts mit Martin Harnik (oder Marcel Sabitzer) begonnen werden. Arnautovic ist seit Wochen bei Stoke City gesetzt und hat eine Spielfreude und einen Einsatz entwickelt, die mit der Zunge schnalzen lässt. Generell läuft es bei ihm gerade perfekt. Ähnliches gilt für Zlatko Junuzovic, der „Freistoßgott“ des SV Werder Bremen. Martin Harnik hatte einen großen Anteil am Klassenerhalt des VfB Stuttgart. Wichtige Tore und vor allem seine nie enden wollende Kampfkraft können auch heute ein entscheidender Faktor sein.

Die recht eigenwillige Ausmusterung von Marc Janko beim Sydney FC (trotz Torrekorden und überragender Beliebtheit bei den Fans) hat bei ihm sicher Spuren hinterlassen, aber auch hier gilt das zuvor über das Wohlgefühl beim Nationalteam geschriebene.

Fazit

Mit einem Sieg in Russland könnte das Nationalteam wohl bereits nach 6 Spieltagen die Qualifikation zur Europameisterschaft in trockene Tücher bringen, da darf dann eigentlich nichts mehr schief gehen. Auch ein Remis wäre schon ein sehr, sehr großer Schritt auf der „Road to France“. Und bei einer Niederlage? Warum sollten wir davon überhaupt ausgehen.

 

Unser Tipp für Freunde des Public Viewing

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(Alexander Doubek)

Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek