Nationalteam

Euphoriebremse ziehen – aber der Plan des ÖFB geht auf

Österreichs Nationalteam legte einen gelungenen Start ins Länderspieljahr 2018 und die Ära Franco Foda hin. Die jüngsten Erfolge sollten dem Team nun die Möglichkeit geben, in Ruhe zu arbeiten.

Mit zwei Siegen en suite startete die österreichische Nationalmannschaft letzmals vor sechs Jahren ins neue Jahr. Drei Siege zu Beginn seiner Amtszeit schaffte vor Franco Foda als letzter Teamchef Erich Hof im Jahr 1982. Das ÖFB-Team befindet sich also momentan auf einem guten Weg und hat es geschafft, dass bei Fans und Medien nach dem turbulenten Herbst wieder Ruhe eingekehrt ist.

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Pflicht erfüllt

Das Jahr 2018 kann für das Team von Franco Foda in drei Abschnitte geteilt werden. Der erste ist nun absolviert und sollte dazu dienen, dass das Team gegen nominell schwächere Gegner für die kommenden Aufgaben Selbstvertrauen tankt. Genauso wichtig war aber auch die Tatsache, dass der Teamchef gegen Slowenien und Luxemburg mehrere Varianten was Taktik, System und Personal betreffen probieren konnte. Vor allem das Personal angehend ist dies voll aufgegangen. In der Breite verfügt Österreich über eine Menge an qualitativ hochwertigen Spielern wie lange nicht mehr. Und auch im Hinblick auf die taktische Flexibilität, die Foda dem Team mitgeben will, konnten erste positive Ergebnisse verzeichnet werden. Dafür waren die Testspiele der vergangenen Tage perfekt. Gegen stärkere Gegner hätte dies eher in die Hose gehen können und dem Teamchef wäre gleich einmal Gegenwind entgegengekommen.

Kein Grund zur Euphorie

Durch den gelungenen Start ist rund um das Nationalteam aber vorerst einmal Ruhe eingekehrt. Einen Grund für überschwängliche Euphorie geben die beiden Tests aber nicht her. Zu wenig aussagekräftig sind sie darüber, was die wahre Stärke des Nationalteams betrifft. Slowenien hat im Moment wahrlich keine goldene Generation und am Dienstag gegen Weißrussland 0:2 verloren. Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren zwar weit weg von einem Fußballzwerg entwickelt – Siegen gegen die EURO-Teilnehmer von 2016 Albanien und Ungarn folgte ein 0:0 in Frankreich – der Anspruch von Österreich musste hier aber dennoch ein Sieg sein.

Vor etwa einem halben Jahr war der Jammer im Land noch groß, als die WM-Qualifikation nach dem 0:1 in Wales endgültig Geschichte war. Es folgten ein Wechsel des Sportdirektors und Teamchefs, kuriose Pressekonferenzen und Aussagen von Landespräsidenten und etwas Unruhe rund um das Team. Von den Spielern selbst dürfte dies aber sehr gut ferngehalten worden sein. Daher ist es erfreulich, dass unter Franco Foda der Pfeil gleich wieder nach oben zeigt, es waren aber nur erste kleine Schritte.

Große Aufgaben warten

Der zweite Abschnitt des Länderspieljahres folgt in zwei Monaten, wenn Österreich in Innsbruck, Klagenfurt und Wien gegen die WM-Teilnehmer Russland, Deutschland und Brasilien testen wird. Der Plan des ÖFB ist klar. Im Frühjahrs-Lehrgang werden also die ersten wahren Härtetests auf Foda und sein – teils neues – Team warten. Trainerteam und Spieler sind dann zum dritten Mal für längere Zeit beieinander und werden gleich auf zwei Mitfavoriten auf den WM-Titel im Sommer treffen. Dass man aufgrund der bevorstehenden WM den Sparringpartner geben wird, verneinte Foda bereits. Die Spiele werden vor allem für die Defensive eine Standortbestimmung. Inwieweit die gewonnen Erfahrungen aus den Spielen der letzten Tage hier hilfreich sind ist also unklar. Da war die Defensive dafür zu wenig gefordert. Das Spiel gegen Russland, die nach mehreren Niederlagen gegen starke Gegner auf der Suche nach Selbstvertrauen sein werden, ist wohl der beste Gradmesser für die bevorstehenden ersten Pflichtspiele unter Foda im Herbst.

Dort geht es dann im dritten Abschnitt des Jahres in der UEFA Nations League gegen Nordirland und Bosnien-Herzegowina, unterbrochen von Testspielen gegen Schweden und in Dänemark. Diese Länder sollten sich alle im Leistungsbereich bzw. Reichweite von [spielerprofil spieler=“Julian Baumgartlinger“] und Co. befinden. Der Aufbau bis dahin mit den nun absolvierten leichteren Tests und den Gradmessern im Frühjahr scheint gut durchdacht. Immerhin geht es im Herbst bereits um die Chance auf ein EM-Ticket und eine gute Ausgangsposition für die Auslosung zur EM-Quali 2020.

Die Qual der Wahl

Der große Trumpf von Franco Foda könnte die mittlerweile große Auswahl an qualitativ hochwertigen Spielern sein. Lange nicht mehr konnte einzelne Ausfälle im Team so gut kompensiert werden. Bis auf drei, vier Spieler können wohl alle Spieler im Team zumindest einmal, wenn nicht sogar öfters, gleichwertig ersetzt werden. Foda sprach nach seinem Amtsantritt davon, dass er eine Liste von 40 bis 50 Spielern habe, die in Zukunft in Frage kommen würden. Bis auf [spielerprofil spieler=“Heinz Lindner“], [spielerprofil spieler=“Martin Hinteregger“], [spielerprofil spieler=“David Alaba“], [spielerprofil spieler=“Julian Baumgartlinger“] und [spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“] hat ihm Moment aber wohl kein Spieler sein Leiberl fix. Vor zwei Jahren im Vorfeld der EURO hat dies noch ganz anders ausgesehen. Bei den kommenden Tests gegen den WM-Gastgeber, den Rekordweltmeister und den WM-Titelverteidiger werden wieder gleich mehrere Spieler die Chance haben, sich ebenfalls ein Stammleiberl zu erkämpfen. Rotation wird auch beim kommenden Lehrgang bei Franco Foda groß geschrieben werden. Die besten Chancen fix in die Startelf zu rutschen hat im Moment womöglich [spielerprofil spieler=“Florian Grillitsch“], der David Alaba auf Dauer auf die linke Seite verdrängen könnte.

Titelbild-Bildnachweis: Robert Lösch PhotoGraphics

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Sebastian Sohm

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Sebastian SOHM
(Redakteur, Nachwuchsfußball)

Bei 12terMann seit: 09/2015

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